Olena und Oleksii sind eines dieser Paare. Sie lernten sich kurz vor Kriegsbeginn kennen und verliebten sich Hals über Kopf. Doch das Glück währte nicht lange. Oleksii wurde eingezogen und musste an die Front. Olena, die unbedingt Kinder wollte, sah ihren Traum zerplatzen.

Doch dann erfuhr sie von der Möglichkeit, Oleksiis Sperma einfrieren zu lassen. In der Kiewer ICSI-Reproduktionsklinik fand sie Hoffnung. Dort können Soldaten ihr Sperma kostenlos einfrieren lassen. Der Eingriff war kostenlos, dank eines Gewinnspiels der Klinik. Sonst hätte sich das Paar die künstliche Befruchtung wohl kaum leisten können.

Im September 2023 brachte Olena Zwillinge zur Welt. Die Geburt der Kinder war für das Paar ein Wendepunkt. Olena, die zuvor ständig unter Angst und Sorge litt, fand neuen Lebensmut. “Ich war stolz, bald das Kind eines Kriegers zur Welt zu bringen”, sagt sie dem “Spiegel”.

Familie gründen als patriotischer Akt

Die Kinder sind für Olena und Oleksii auch ein Zeichen des Widerstands gegen den russischen Angriff. “Draußen, auf den Straßen, erinnert mich alles an den Krieg, die Zerstörung, das Böse, das uns angreift”, sagt Olena. “Zu Hause kann ich mit meinen Kleinen etwas aufbauen. Weil ich weiß, dass hier etwas Neues, Schönes beginnt.”

Olena und Oleksiis Geschichte ist kein Einzelfall. Immer mehr ukrainische Paare nutzen die Reproduktionsmedizin, um ihren Kinderwunsch trotz des Krieges zu erfüllen. Die Kliniken verzeichnen einen Anstieg der Anfragen von Soldaten, die ihr Sperma einfrieren lassen wollen.