Die hochinfektiöse Omikron-Variante des Coronavirus, die in den vergangenen Wochen heftig in Österreich wütete, macht vor kaum jemandem Halt – egal, ob geimpft oder nicht. Das zeigen aktuelle Erhebungen genauso, wie sie eine besonders besorgniserregende Entwicklung dokumentieren: Immer mehr Krebspatienten, die eigentlich bereits immunisiert sind, infizieren sich trotzdem mit der aggressiven Virusmutation oder ihrer Subvariante BA.2. Diese Impfdurchbrüche treten dabei leider besonders oft genau dann auf, wenn sich die Krebspatienten in der heiklen Phase einer Chemotherapie befinden.

Krebspatienten gehören in Zeiten der Pandemie zu einer der gefährdetsten Gruppen. Für die schwerkranken Menschen, deren Immunsystem sowohl therapie- oder erkrankungsbedingt bereits stark geschwächt ist, stellt eine Infektion mit dem Coronavirus ein besonders hohes Risiko dar.

Omikron hat Ansteckungsrisiko verdreifacht

Im Rahmen der Studie wurden 3959 Patienten untersucht, die am Universitätsklinikum AKH Wien und am Krankenhaus Franz Tappeiner in Meran (Südtirol) aufgrund einer Krebserkrankung in Behandlung sind oder waren. 85 Prozent der Krebspatienten hatten zumindest eine Impfung mit einem der in der EU zugelassenen Impfstoffe erhalten. Im Zeitraum von zwei Jahren – zwischen Februar 2020 und Februar 2022 – steckten sich insgesamt 950 der 3959 Krebspatienten mit dem Coronavirus an.

Dann, als im Jänner 2022 die Omikron-Variante dominant wurde, schnellte dieser Wert schlartig in die Höhe: Auch wenn der Großteil der Krebspatienten zu diesem Zeitpunkt bereits geimpft war, konnten die zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Impfstoffe keinen zureichenden Schutz vor einer Ansteckung bieten. Es kam zu einem spürbaren Anstieg der Impfdurchbrüche – ganze 70 Prozent der infizierten Krebspatienten waren immunisiert. Das bedeutet: Durch die Omikron-Variante sind Krebspatienten einem dreimal so hohen Risiko ausgesetzt, sich trotz Impfung anzustecken, als bei Delta.

Hoffnung liegt auf neuen Impfstoffen und Einhaltung der Schutzmaßnahmen

Angesichts dieser alarmierenden Statistik seien die Einhaltung von Schutzmaßnahmen und die Entwicklung von angepassten Impfstoffen für die Omikron-Variante für Krebskranke von höchster Priorität, wie die Forscher der Studie betonen: “An die jeweilige Variante angepasste Impfstoffe könnten helfen, Krebspatienten besser zu schützen und die lebenserhaltende Krebsbehandlung während der Pandemie aufrechtzuerhalten“, so Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I von MedUni Wien und AKH Wien.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber: Die Studie dokumentiert auch, dass die Krankenhausaufenthalte bei geimpften Patienten gegenüber ungeimpften Patienten deutlich kürzer ausgefallen seien. Außerdem hätten Durchbruchsinfektionen nur in seltenen Fällen eine intensivmedizinische Behandlung nötig gemacht. Dies wäre dann auch ein Argument für den Großeinkauf von Gesundheitsminister Rauch, der soeben 8 Millionen neue Impf-Dosen für das zweite Jahresquartal bestellt hat – auch, wenn es derzeit noch so aussieht, als ob 7,7 Millionen dieser Dosen nicht gebraucht werden würden (der eXXpress berichtete).

Die Impfbereitschaft der Österreicher hält sich dieser Tage nämlich in sehr überschaubaren Grenzen – auch das Impfgremium sprach lediglich eine Empfehlung zur Auffrischungsimpfung von Hochrisikopatienten (zu denen Krebspatienten gehören) und Personen ab 80 Jahren aus,