Ab 2024 wird das Pensionsalter für Frauen in Österreich schrittweise auf 65 Jahre angehoben – so wie bei Männern. Die Änderung geht auf eine Entscheidung des Nationalrats von 1992 unter der damaligen rot-schwarzen Regierung zurück. Sie sollte die Gleichberechtigung fördern. Biser durften Frauen schon mit 60 Jahren in Pension gehen. Darin sah der Verfassungsgerichtshof einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz.

Mehr Beiträge in die Sozialversicherung, höhere körperliche Belastung

Ab Jänner 2024 beginnt eine stufenweise Anhebung in Halbjahresschritten um sechs Monate. Frauen, die in der ersten Jahreshälfte von 1964 geboren wurden, können damit erst ab 60,5 Jahren in Pension gehen. Alle nach dem 1. Juli 1968 geborenen Frauen werden das Regelpensionsalter von 65 Jahren erreichen müssen.

Unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (r., SPÖ) und Vizekanzler Erhard Busek (l., ÖVP) wurde eine stufenweise Anhebung des Pensionsantrittsalters beschlossen.APA

Die längere Arbeitszeit könnte zu höheren Pensionen für Frauen führen, da sie länger Beiträge in die Sozialversicherung einzahlen. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich der körperlichen Belastung in vielen Berufen, insbesondere in der Pflege und Produktion, wo ein Arbeiten bis 65 für viele Frauen als unmöglich angesehen wird.

Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen für Frauen

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) fordert daher von der Regierung und den Arbeitgebern Maßnahmen, um die Situation für ältere Arbeitnehmerinnen zu verbessern, sprich altersgerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen, betriebliche Gesundheitsangebote, altersadäquate Arbeitszeitmodelle und der Abbau von Stereotypen gegenüber älteren Beschäftigten. Zudem wird ein Rechtsanspruch auf Altersteilzeit gefordert.

„Wie sollen Frauen es dann schaffen, bis 65 zu arbeiten, wenn es die körperliche Belastung in vielen Branchen nicht zulässt, bis 60 zu arbeiten“, sagt Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB.APA/HELMUT FOHRINGER

Ob diese Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters für Frauen auch zu einer Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters beitragen wird, ist ungewiss. Österreich gilt als Paradies für Frühpensionen. Der OECD-Vergleich zeigt: Hierzulande gehen die Menschen deutlich früher in den Ruhestand als in anderen Ländern. Männer treten den Ruhestand im Schnitt mit 61,6 Jahren an, Frauen mit 60,9 Jahren an. Die Diskrepanz zum gesetzlichen Antrittsalter von 65 Jahren ist beachtlich. Nur in Belgien und Frankreich ist der Unterschied zwischen dem faktischen und gesetzlichen Pensionsantrittsalter noch größer.

Frühpension gesellschaftlich akzeptiert, ältere Arbeitnehmer überdies teurer

Wirtschaftsexperten führen mehrere Gründe für den frühen Pensionsantritt in Österreich an. So ist es in Österreich schlicht finanziell möglich früher in den Ruhestand zu gehen und wird auch gesellschaftlich akzeptiert. Für viele Unternehmen ist es überdies teurer, ältere Mitarbeiter zu behalten aufgrund der steigenden Lohnkosten. Zudem ist es oft komplizierter und kostspieliger, ältere Mitarbeiter bei Stellenabbau zu kündigen. Daher ist es für Arbeitgeber oft attraktiver, ältere Mitarbeiter früher in Pension oder Altersteilzeit zu schicken.

Trotz Arbeitskräftemangels ist es für ältere Menschen umgekehrt schwierig, einen Job zu finden. Betriebe haben wenig Anreize, ältere Personen einzustellen.