Das beste, spektakulärste und torreichste Spiel der Fußball-EM geht zu Ende. Die Niederländer gewinnen, letztlich verdient, 3:2. Doch die Ukrainer konnten nach einem 2:0-Rückstand bravourös auf 2:2 ausgleichen, erst in der 85. Minute erfolgte der Siegestreffer für die Niederländer. Überhaupt zeigte sich die ukrainische Mannschaft technisch überraschend stark, sowohl in der Verteidigung, aber nicht nur dort, auch die beiden Tore waren erstklassig.

Der niederländische Stürmer Memphis Depay (R) läuft mit dem BallAPA/AFP/POOL/JOHN THYS

Letztlich haben die Niederlande ihre Favoritenrolle in der Österreich-Gruppe der Fußball-EM untermauert. “Oranje” setzte sich durch. Georginio Wijnaldum (52.) und Wout Weghorst (58.) belohnten die Hausherren in Amsterdam zunächst für eine starke Vorstellung, der Ukraine gelang durch Tore von Andrij Jarmolenko (75.) und Roman Jaremtschuk (79.) aber der Ausgleich. Denzel Dumfries (85.) ließ die Niederlande jedoch noch jubeln.

Zwei Endrunden hatte “Oranje” seit Platz drei bei der WM 2014 verpasst, der Wunsch nach Wiedergutmachung war von Beginn an sichtbar. Bondscoach Frank de Boer schickte seine Elf wie erwartet im in der Heimat nicht unumstrittenen 5-3-2-System aufs Feld, im Tor begann der 38-jährige Maarten Stekelenburg.

Defensiv war die Formation keinesfalls ausgelegt. Die Hausherren legten vor 14.837 Zuschauern ein rasantes Tempo vor, die Ukrainer um Coach Andrij Schewtschenko wollten mitgehen. In einer Anfangsphase mit Sturmläufen hüben wie drüben waren es die Niederländer, die einem frühen Tor sehr nahe kamen.

Der ukrainische Torwart Georgiy Bushchan (R) kassiert den FührungstrefferAPA/AFP/POOL/Peter Dejong

Der als Schlüsselspieler geltende Memphis Depay setzte nach einem Gegenstoß zum Solo an, Heorhij Buschtschan musste nach nicht einmal zwei Minuten Spielzeit erstmals parieren. Der ukrainische Torhüter warf sich auch in den Schuss von Dumfries (5.), Kapitän Wijnaldum wuchtete den Ball aus guter Position über die Latte (7.). Die Statistiker schrieben sieben niederländische Schüsse Richtung gegnerisches Gehäuse in den ersten zehn Minuten an.

Die Spieler schauen zu, wie das Tor in das niederländische Tor fälltAPA/AFP/POOL/Peter Dejong

Bei den Ukrainern musste Linksaußen Oleksandr Subkow früh verletzt vom Feld, für ihn kam der eingebürgerte Brasilianer Marlos. Den Osteuropäern gelangen Teilerfolge. Ihr Offensivstar Jarmolenko setzte sich in Szene, Patrick van Aanholt hatte nach einer halben Stunde gegen den ukrainischen Kapitän im Strafraum noch den Fuß dazwischen. Kurz vor der Pause kamen die ballsicheren Niederländer dem 1:0 wieder sehr nahe: Buschtschan rettete bei einem Schuss von Wijnaldum mit einem Reflex (39.), Dumfries köpfelte aus wenigen Metern neben das Gehäuse (40.).

Der ukrainische Stürmer Roman Yaremchuk (C) köpft den Ball am niederländischen Torwart Maarten Stekelenburg (R) vorbeiAPA/AFP/POOL/Peter Dejong

Nach einer überaus unterhaltsamen Hälfte ließen die Niederländer nicht locker und wurden belohnt. Buschtschan klärte nach einer Hereingabe von rechts schlecht mit der Faust, Wijnaldum schloss an Freund und Feind vorbei ins verwaiste Tor ab. Der künftig für Paris Saint-Germain spielende Mittelfeldmann war schon vor sieben Jahren bei der WM dabei. Das 2:0 ließ nicht lange auf sich warten: Weghorst traf nach einem Vorstoß von Dumfries, das Tor wurde nach VAR-Studium aufgrund einer möglichen Abseitsstellung gegeben.

Der niederländische Verteidiger Denzel Dumfries (C) jubelt nach seinem dritten TorAPA/AFP/POOL/JOHN THYS

De Boer wechselte, sein Team ließ etwas nach – und wurde bestraft. Durch eine Einzelleistung kamen die Ukrainer heran, Jarmolenko zirkelte den Ball aus der Distanz mit links wunderschön unter die Latte. Etwas mehr als vier Minuten später war der Ausgleich plötzlich perfekt: Jaremtschuk enteilte nach einem Freistoß seinem Gegenspieler und war per Kopf zur Stelle. Die Ukraine hatte wie aus dem Nichts wieder die Chance auf den Sieg. Dieser gelang aber noch den Niederländern, die wieder zusetzen konnten: Dumfries wuchtete eine Flanke per Kopf ins Gehäuse. (APA/Red)