Während der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew am frühen Freitagmorgen verlautbarte, dass langsam Ruhe im von heftigen Protesten und Ausschreitungen gebeutelte Land eingekehrt sei, nur um um die Mittagszeit einen Schießbefehl gegen die Demonstranten auszusprechen, hat sein Vorgänger Nursultan Nasarbajew (81) das Land fluchtartig verlassen.

Nasarbajew war nach dem Ende der Sowjetunion von 1990 bis 2019 nicht nur der erste Präsident Kasachstans, er galt auch bis zuletzt als der mächtigste Mann des Landes und “Führer der Nation”. Es war Nasarbajews Statue, welche Demonstranten in Almaty am Mittwoch mit Seilen zu Fall gebracht hatten – denn er ist es, gegen den Ärger und aller Groll der Bevölkerung gerichtet ist.

Der Grund hierfür ist schnell erklärt: Nasarbajew und seiner Familie haben (beziehungsweise hatten) alle Hebel der Macht in Händen, Kasachstan in ihrer auch der amtierende Präsident Tokajew führte den Staatskult rund um Nasarbajew weiter. Die Protestbewegungen im Land sind so vor allem gegen den vermeintlich korrupten Nursultan Nasarbajew gerichtet, ihm wird die Schuld für Missstände im Land und die Erhöhung der Treibstoffpreise gegeben – letztere gelten allgemeinhin als Auslöser für die heftigen Demonstrationen in Kasachstan.

Flucht per Hubschrauber

Nun hat Nasarbajew gemeinsam mit seinen Töchtern und ihren Familien aber fluchtartig via Helikopter das Land verlassen, wie aus Diplomatenkreisen am Freitag bekannt wurde. Nur Nasarbajews älterer Bruder, Bolat “Orda” Nasarbajew, blieb – vorerst – noch in Kasachstan.