Gleich sieben verschiedene Straftaten wirft die Staatsanwaltschaft Wien jenem Polizisten vor, der jahrelang als “Security-Chef” auf Heinz-Christian Strache und dessen Familie aufpassen hätte sollen. Der Nebenberufs-Bodyguard schirmte den Ex-FPÖ-Chef nicht nur bei Demos ab und trug im Haus des Ex-Vizekanzlers dessen kleinen Buben in seinen Armen, sondern hortete Spesenbelege und traf sich mit Mitgliedern der Ibiza-Video-Clique in einem Nobel-Italiener in der City.

Die Justiz lässt jetzt wegen sieben mutmaßlicher Straftaten gegen den Personenschützer ermitteln, für den die Unschuldsvermutung gilt. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Der Bodyguard soll sich wegen des Verdachts der Untreue, Nötigung, des Betrugs sowie des schweren Betrugs, der Veruntreuung, der falschen Beweisaussage und des Missbrauchs der Amtsgewalt verantworten.

Würden die Strafrahmen addiert, käme das Haftausmaß auf bis zu 24 Jahre. Eine Rechtsanwältin sagt dazu allerdings: “In Österreich wird beim Strafmaß meist jenes des am schwersten wiegenden Delikts ausgesprochen, in diesem Fall wären das vermutlich bis zu fünf Jahre.”

Auch Ex-Vizebürgermeister auf Liste der Justiz

Die Nummer 2 auf der Liste ist Strache selbst. Auch gegen ihn erhebt die Staatsanwaltschaft den Vorwurf des Betrugs, des schweren Betrugs und der Untreue. Dem früheren Regierungsmitglied drohen bei einer Verurteilung ebenfalls bis zu fünf Jahre Haft. Ihm wird bekanntlich vorgeworfen, private Ausgaben der freiheitlichen Partei verrechnet zu haben.

Direkt nach ihm listet die Staatsanwaltschaft jene Frau, die dies erst möglich gemacht haben könnte. Die langjährige persönliche Referentin Straches soll den totalen Überblick über die gesamte Buchhaltung des Ex-Parteichefs gehabt haben. Auch ihr drohen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft, die Justiz wirft der Frau Betrug und schweren Betrug sowie das Delikt der Untreue vor.

Mit auf dieser Liste führt die Staatsanwaltschaft Wien auch Straches Ehefrau – unter anderem auch wegen des Verdachts des Missbrauchs der Amtsgewalt. Angeblich geht es um einen an den Bodyguard weitergegebenen Strafzettel, der diesen mit Geld der Partei bezahlt haben soll.

Ermittlungen gegen Dominik NeppAPA/HELMUT FOHRINGER

Ermittlungen gegen Gastwirt und Security-Unternehmer

Der Ex-Bodyguard, Strache, seine Gattin und die Referentin sind aber nicht die einzigen Beschuldigten, die für die FPÖ gearbeitet haben – oder noch immer für die Freiheitlichen aktiv tätig sind. Auf der Liste: Wiens Ex-Vizebürgermeister Dominik Nepp (Verdacht der Untreue), Eduard Schock (Verdacht der Untreue), Ex-Stadtrat Johann Herzog (Verdacht der Untreue), Bundesgeschäftsführer Johann Weixelbaum und Bundesgeschäftsführer Joachim Stampfer, sowie Landtagsabgeordnete, Bezirksräte und gegen Mitarbeiterinnen in der Parteibuchhaltung.

Zusätzlich ermittelt die Staatsanwaltschaft in dieser Causa auch gegen einen Gastwirt, gegen einen Inspektor der Polizei, gegen den Betreiber eines Security-Unternehmens, gegen einen rumänischen Staatsbürger und auch gegen Heinz-Christian Straches Ex-Gattin. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Wann und gegen wen tatsächlich Anklage erhoben wird, ist selbst nach eineinhalbjährigen Ermittlungen unbekannt – Justiz-Insider rechnen mit einem Prozess im Herbst dieses Jahres.