Katar kommt einfach nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Bereits in den letzten Monaten wurden vermehrt Berichte über die Ausbeutung von Arbeitern publik. Laut einem Bericht von “The Guardian” sind 6500 Arbeiter im Zuge der Vorbereitungen verstorben. Hinzu kommt die problematische Menschenrechtssituation sowie die Unterdrückung von Minderheiten. Dem noch nicht genug, kommt jetzt auch noch ein Spionage-Verdacht hinzu.

Katar soll bei der Endrunden-Vergabe im Dezember 2010 und danach die Firma eines ehemaligen CIA-Agenten beauftragt haben, Offizielle auszuspionieren. Hierfür wurden hunderte Millionen verwendet. Hacker sollten brisante Informationen von Computern stehlen. “Der Wüstenstaat wollte, dass ihm innerhalb der FIFA keine Positionsänderung, keine neuen Freundschaften, keine potenziell gefährliche Allianz entgeht – einfach nichts, was die WM-Austragung gefährden könnte”, schrieb der Schweizer Rundfunk SRF. Aus Katar gab es zunächst keine Stellungnahme dazu.

Australischer Verbandschef war Ziel der Aktion

Demnach sollen laut der Reportage in der Schweiz im Auftrag Katars Straftaten begangen worden sein. Erstes Ziel soll im Jänner 2012 der frühere Blatter-Berater Peter Hargitay gewesen sein, die Spuren führen demnach zu einer IT-Firma nach Indien. Das würden Akten des Zürcher Strafverfahrens zeigen, die dem SRF vorliegen. Die Spuren führen dann weiter in die USA zur Spionagefirma Global Risk Advisors um den Ex-CIA-Spion Kevin Chalker. Dessen Anwalt weist die Vorwürfe dem SRF zufolge zurück. Gegen Chalker wird laut der Nachrichtenagentur AP auch vom FBI ermittelt.

Eigentliches Ziel der Aktion gegen Hargitay soll der australische Verbandschef Frank Lowy gewesen sein, der als Katar-Kritiker galt. Lowy sollte durch eine Anzeige beim FBI angeschwärzt werden. Betroffen war dem Bericht zufolge auch der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, der von 2011 bis 2015 Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee war. Zwanziger sollte demnach wegen seiner kritischen Haltung zum WM-Gastgeber Katar beeinflusst werden.

"Fühlt sich an wie Gehirnwäsche"

Der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter hat sich angesprochen auf die Berichte überrascht gezeigt. “Es ist bedenklich, dass man das macht”, meinte der Schweizer (86) gegenüber SRF. “Das fühlt sich an wie Gehirnwäsche, die man mit diesen Mitteln betreiben will”, sagte Zwanziger dem SRF. Der Deutsche sieht die FIFA in der Pflicht. “Das ist ein solcher Skandal. Den müssten die aufgreifen, die verantwortlich sind. FIFA-Präsident Infantino als Allererster. Aber der macht das natürlich nicht, weil er ein Vasall von Katar ist.”

Global Risk Advisors hat Katar ein internes Dokument vorgelegt. Daraus hat der SRF zitiert. Dieses schlägt für das Projekt ein Budget zwischen 387 Millionen und 567 Millionen Dollar vor. 66 Personen sollten demnach neun Jahre lang für Katar arbeiten.