SPÖ-Politiker tritt nach Abhörskandal zurück
Nach dem Abhörskandal legt der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch all seine Parteifunktionen in der SPÖ zurück. Ritsch verkündete seinen Rücktritt am Donnerstag in einer Aussendung. Das Vertrauen in die Partei sei erschüttert und als Geschädigter ziehe er in dieser Affäre einen Schlussstrich.
“Ich bleibe natürlich trotzdem den sozialdemokratischen Werten verbunden und SPÖ-Parteimitglied”, betonte Ritsch. Er wolle sich “bei allen Menschen aufrichtig für das irritierende Bild der SPÖ entschuldigen”. Abhörmethoden seien keine vertrauensfördernden Maßnahmen und hätten gerade in der Politik nichts verloren. Er wolle seinen Fokus künftig ganz auf die Landeshauptstadt legen. Er sei seit 33 Jahren Mitglied der SPÖ, knapp zehn Jahre Landesparteichef und von 2007 bis 2019 Klubobmann im Landtag. Dabei gebe es in einer Partei immer wieder Meinungsverschiedenheiten, das sei normal und wünschenswert. “Diese Methoden, wie das Mitschneiden und Vorspielen von Telefonaten, habe ich jedoch in all diesen Jahren noch nicht erlebt”, so Ritsch.
SPÖ Vorarlberg schwer gebeutelt
Die SPÖ Vorarlberg ist seit Wochen schwer gebeutelt. Der Unmut über die Bestellung eines neuen SPÖ-Landesparteivorsitzenden beim Parteitag am 16. Oktober – Landesparteivorsitzender Martin Staudinger hatte ohne Abstimmung mit den Parteigremien Klubobmann Thomas Hopfner als “logischen Nachfolger” befürwortet, andere Partei-Granden lancierten den Bludenzer Mario Leiter als Gegenkandidaten – wuchs sich zu einer handfesten Krise aus, zu der sich kürzlich noch eine “Abhör-Affäre” gesellte. Demnach soll ein telefonischer Streit Hopfners mit dem Bregenzer Bürgermeister Ritsch ohne dessen Wissen von einer weiteren Person aufgezeichnet oder mitgefilmt worden sein, möglicherweise auch weitergeleitet. Ritsch will von der angeblichen Affäre erst vor 14 Tagen durch die Staatsanwaltschaft Feldkirch erfahren haben. Die Staatsanwaltschaft bestätigte der APA am Donnerstag, eine eingegangene Anzeige werde geprüft.
Diese bezieht sich offenbar auf das Aufnehmen und Vorführen von Telefongesprächen. Ritsch soll bei einem Ausspracheversuch diese Woche, der von einem Versteckspiel bezüglich des Sitzungsorts begleitet war, Hopfner angeboten haben, im Fall einer Entschuldigung die Ermächtigung zur Strafverfolgung zurückzuziehen. Hopfner habe sich aber nicht entschuldigt. In den “Vorarlberger Nachrichten” (Donnerstag) berichtete SPÖ-Gemeinderat Michael Pompl aus Wolfurt (Bez. Bregenz), es gebe eine Aufnahme. Hopfner habe diese aber nicht gemacht und diese auch nicht weitergegeben. Er forderte einen Parteiausschluss für jene Mitglieder, die sich parteischädigend verhalten hätten, “für den, der die Anzeige gemacht hat und für den, der die Ermächtigung für den Vollzug gegeben hat”. Bei ersterem soll es sich um den Götzner Ortsparteichef Christian Vögel handeln. (APA/red.)
Kommentare
Michael Ritsch ist im Westen berüchtigt wegen seiner Intrigen. Ihm ist es als SPÖ-Vorsitzender gelungen, die Partei von 17 auf 8% zu shreddern. Jetzt windet er sich und schiebt die Schuld von sich. Ein typischer Roter halt. Eine bereits fast kaputte Partei nochmals nachhaltig zu schädigen ist ein Kunststück. Ritsch hat es mit links geschafft.
Bisherige ORF-Berichterstattung zu dieser Affäre und zum Rücktritt?
Marginal und bundesweit praktisch null. Soviel zum ORF-“Journalismus”, zwangsfinanziert von den Gebührenzahlern. Geht es um Nachteiliges zu Parteien, die nicht SPÖ heißen, ist jedes Kaff groß genug, um tage- oder wochenlang erwähnt zu werden.