In der vergangenen Saison hat Vincent Kriechmayr vier der sieben ÖSV-Siege geholt. Bereits nächste Woche startet die neue Saison in Sölden. Der Speed-Spezialist könnte beim traditionellen Riesentorlauf in Sölden (29. Oktober) mit dabei sein. Der Oberösterreicher (32) hat sich im Vorfeld unter anderem auch zur Klimakrise, den Kalenderdiskussionen und den Kugelambitionen geäußert.

Für das Training musste das ÖSV-Team im Sommer nach Chile fliegen. “Mittlerweile ist Chile leider alternativlos, vor allem für uns mit Sölden, wenn der Weltcup so früh startet. Früher haben wir in Zermatt und Saas-Fee sehr gut trainiert, aber es ist bemerkenswert, wie das in drei Jahren nachgelassen hat. Es ist dramatisch, was mit den Gletschern passiert. Ich war im Juli noch in Hintertux und einen Monat später hat es nicht mehr berauschend ausgeschaut,” meinte Kriechmayr.

Bereits zuvor machte sich Felix Neureuther für ein Sommer-Trainingsverbot auf den Gletschern stark. Der Ex-Rennläufer setzte sich in der Vergangenheit mehrfach für den Klimaschutz ein. “Ich weiß nicht genau, wie er diese Aussage meint, aber Felix war genauso überall. Er weiß, dass das sonst nicht funktioniert. Dann müssten wirklich alle verzichten, aber das ist unwahrscheinlich,” meinte das ÖSV-Ass zu den Aussagen von Neureuther.

Kriechmayr: "Der Kalender ist ein schwieriges Thema"

Der Skisport wird als Mitverursacher der Klimakrise gesehen. Doch das möchte Kriechmayr so nicht stehen lassen: “Natürlich haut die Formel 1 mehr CO2 raus, aber das ist eine feige Ausrede. Die Formel 1 muss ihren Teil beitragen, der Skisport muss genauso seinen Teil beitragen. Schauen wir auf die Legenden unseres Sports oder die herausragenden Athleten der Gegenwart. Das Wichtigste, was sie erreichen können, sind nicht Medaillen, sondern dass sie viele, viele Kinder und andere Leute zum Sport animieren. Der Skisport ist nicht böse – der Sport gibt auch etwas zurück.”

Der Oberösterreicher zeigte dabei auch mögliche Lösungen auf: “Wir müssten hinten raus länger fahren, da haben wir die besten Bedingungen. Aber da geht es um Fernsehzeiten, die Bundesliga spielt und die Formel 1 fährt wieder.” Auf die Frage, ob man den Kalender adaptieren müsse, entgegnete Kriechmayr: “Der Kalender ist ein schwieriges Thema. Wir nennen uns Ski-Weltcup und wenn wir vielleicht wieder mal in Asien fahren würden, kann man das auch nicht nur kritisieren. Japan hat auch eine gewisse Skigeschichte. Der Skisport spielt sich nicht nur in Europa ab. Wenn alle im September in Chile sind, können wir auch dort mit Rennen starten, das gab es ja schon. Es wäre sicher ein Punkt, den viele Athleten unterstützen würden. Aber ich weiß nicht, wie das Medieninteresse um diese Zeit ist.”

ÖSV-Ass will "die Nuller" weglassen

In der vergangenen Saison hat Kriechmayr vier Abfahrten gewonnen – allerdings nicht die Abfahrtswertung. “Es spielt keine Rolle wie viele Siege, schlussendlich zählt eine Kugel. Die Saison war bis auf den Start eigentlich sehr gut, aber das Ziel im kommenden Winter muss sein: die Nuller auslassen,” gibt der Speed-Fahrer die Zielsetzung für die kommende Saison aus.

Seit dieser Saison gilt das vom Internationalen Skiverband FIS ausgesprochene Verbot für Fluor-Wachse. Im Falle eines Verstoßes droht sogar eine Disqualifikation. Auch dazu hat Vincent Kriechmayr eine klare Meinung: “Die Wachsl-Firmen sagen, dass die neuen genauso schnell sind – eine gute Verkaufsmasche. Ich glaube, die letzten zwei Jahre hatten unsere Beläge schon kein Fluor mehr drinnen, in den Gleitpassagen spielt das kaum eine Rolle. Die Toleranzgrenze des Messgeräts muss aber angehoben werden, damit keiner zu Unrecht disqualifiziert wird. Wenn man mit Fluor wachselt, schlägt das Gerät sowieso dermaßen an.”