Der Sport ist in Alarmbereitschaft. Vor allem Vereine, die auf ehrenamtliche Arbeit setzen wissen nicht, wie es im Herbst weitergeht. Die steigenden Energiekosten machen dem Sport zu schaffen. So könnte es durchaus sein, dass bei vielen Vereinen schon bald im wahrsten Sinne des Wortes die Lichter ausgehen. Im Exklusiv-Interview mit dem eXXpress hat sich der niederösterreichische Sportlandesrat, Jochen Danninger zur Energiekrise geäußert und dabei mögliche Lösungen aufgezeigt.

 

Herr Sportlandesrat, wie problematisch sehen Sie die Situation in Bezug auf die Energiekrise im Sport?

Ähnlich problematisch wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Auch der Sport – vor allem Sportarten mit energieintensiven Sportstätten – ist massiv von Energiekrise und Teuerungen betroffen. In Niederösterreich sprechen wir hier von einem Großteil der rund 3500 Sportvereine. Besonders betroffen sind Sportarten, die in Hallen stattfinden: Tennis, Schwimmen, Fußball und dergleichen. Hier ist es wirklich höchste Zeit, dass der Bund aktiv wird.

Sie haben in einer offiziellen Aussendung an den Bund appelliert, dass es dringend ein bundesweites Hilfspaket braucht. Was soll dieses Paket beinhalten?

Man braucht die Uhr nur zwei Jahre zurückdrehen, als die Vereine durch die Covid-19-Pandemie vor große Herausforderungen gestellt wurden. Sportstättenschließungen und Wettkampfabsagen führten zur fehlenden Eintrittsgeldern und weniger Sponsoring. Als Hilfsmaßnahme wurde schließlich der NPO-Unterstützungsfonds mit einem Volumen von 700 Millionen Euro im Nationalrat beschlossen. Gemeinnützige Vereine bekamen darüber entgangene Einnahmen abgegolten und konnten somit ihre im öffentlichen Interesse liegenden Tätigkeiten fortführen. Allein in Niederösterreich erhielten die Sportvereine etwas mehr als 25 Millionen Euro aus diesem Topf.

Ein ähnliches Unterstützungsinstrument ist nun auch in Zeiten der Energiekrise Energiekrise bundesländerübergreifend erforderlich. Bei länderspezifischen Härtefällen scheuen wir uns natürlich auch als Niederösterreich nicht Verantwortung zu übernehmen. Aber genauso wie der Bund bei den Haushalten aktiv wurde, jetzt langsam bei den Betrieben Hilfe auf den Weg bringt, muss er auch den Sport unter die Arme greifen.

Sportlandesrat Jochen Danninger spricht im eXXpress-Interview über die EnergiekriseGregor Schörg

Wie sieht die Situation in Niederösterreich aus? Sind die Vereine für den Winter gerüstet?

Die Verbände, Vereine und und wir als Sportland Niederösterreich versuchen natürlich – von energieeffizienter Ausstattung wie LED-Beleuchtung bis hin zu praktischen Maßnahmen wie Verlegung von Wettkämpfen und Trainings – alles in Sachen Energiereduktion. Doch natürlich gibt es überall ein Limit, weswegen ein Unterstützungspaket unverzichtbar ist, um viele unserer Vereine durch diesen Winter zu bringen.

Mit aller Kraft weiteren Rückschlag vermeiden

Auch die Auflösung einiger Vereine steht im Raum. Gibt es da schon erste Vereine, die eine Auflösung angekündigt haben?

Natürlich erreichen uns bereits die Hilferufe von Vereinen und Verbänden, weshalb wir auch so konsequent und nachhaltig an den Bund appellieren rasch zu handeln. Denn während es für Haushalte und Betriebe bereits bundesweite Unterstützungsmaßnahmen gibt beziehungsweise diese zumindest angekündigt wurden, ist der Sport bislang noch ein weißer Fleck.

Droht ihrer Meinung nach auch eine hohe Drop-Out-Quote bei Sportlern, wenn den gemeinnützigen Vereinen nicht unter die Arme gegriffen wird?

Unsere Vereine sind mit ihren 420.000 aktive Mitgliedern das Fundament, sowohl für den Breitensport und auch für die Erfolgsgeschichten im Spitzensport. Corona hat – trotz aller Bemühungen – dem Bewegungsdrang unserer Bevölkerung, insbesondere unseren Kindern und Jugendlichen, massiv geschadet. Darum gilt es nun mit aller Kraft einen weiteren Rückschlag zu vermeiden, da die negativen Auswirkungen nicht nur lange anhalten, sondern sich auch auf alle Bereiche unserer Gesellschaft – wie die Gesundheit, die Wirtschaft oder die Bildung – auswirken.

Nach der Corona-Pandemie steht der Sport also vor der nächsten großen Herausforderung. Wird sie in manchen Sparten noch größer sein als bei Corona?

Wichtiger als die prognostizierten Auswirkungen ist es jetzt endlich rasch zu handeln. Fakt ist, dass der Sport Querschnittsmaterie ist, der wie bereits erwähnt, positive Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche unseres Lebens hat. Eine kürzlich von uns in Auftrag gegebene Studie besagt beispielsweise, dass jeder in den Sport investierte Euro viereinhalbfach wieder in unsere Gesellschaft einzahlt.

Der niederösterreichische Sportlandesrat Jochen DanningerPhilipp Monihart

Das Sportbudget wurde ja seit zehn Jahren nicht mehr erhöht. Aktuell beträgt es 80 Millionen Euro. Die Sport Austria fordert 120 Millionen Euro. Würde das den Vereinen tatsächlich weiterhelfen?

Das ist eine rhetorische Frage! Natürlich brauch der Sport deutlich mehr Mittel, langfristig hilft das auch der Gesundheit unserer Bevölkerung. Aber neben der Höhe der Mittel ist der effiziente Einsatz eben dieser und der Umstand, dass die Mittel auch dort ankommen wo sie gebraucht werden, noch viel wichtiger.

Sie sind ja selbst begeisterter Hobbysportler. Wie sehr tut ihnen persönlich auch als Hobbysportler die aktuelle Situation weh?

Sport ist mein Hobby, meine Leidenschaft und mein Ausgleich zum Arbeitsalltag. Ich bin überzeugt davon, dass es wichtig ist, einen aktiven Lebensstil zu pflegen und gebe diese Einstellung auch an meine Töchter weiter. Aus dieser Überzeugung heraus, tut mir die aktuelle Situation natürlich weh, ist aber gleichzeitig auch der größte Antrieb rasch etwas für den Sport, insbesondere unsere Vereine und deren Mitglieder zu bewirken.

Sie haben einen offenen Brief an Sportminister Werner Kogler verfasst. Wie laufen die Gespräche mit dem Sportministerium?

Die Gespräche laufen auf allen Ebenen. Auch im Sportnetzwerk Niederösterreich bin ich aktuell in Abstimmung mit Vertretern des organisierten Sports um einerseits unseren Forderungen Nachdruck und Klarheit zu verleihen. Die Betroffenheit im Sport ist riesengroß. Der Sportminister muss jetzt handeln.