Als Folge von Presserecherchen habe das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen, hieß es. Dabei will der Vorstand erfahren haben, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt habe.

Was zuerst im Inland nicht geklappt hat, wurde nun über das Ausland geregelt. In deutschen Medien war damals von möglichem Machtmissbrauch die Rede. Das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen wurde Reichelt ebenfalls vorgeworfen. Nach einem internen Verfahren kam man aber zum Schluss, dass Reichelt nicht als Chefredakteur abberufen werden sollte. Die „New York Times“ hatte am Wochenende einen langen Bericht über den Medienkonzern Axel Springer veröffentlicht, auch mit Blick auf die Pläne zur Übernahme der US-Mediengruppe „Politico“. In dem Artikel ging es unter anderem Reichelt und im Frühjahr erstmals öffentlich bekanntgewordene Vorwürfe gegen ihn.

Monatelange Recherchen

Die US-Zeitung erwähnte in ihrem Bericht, dass ein Investigativteam bei Ippen nach Reichelts Rückkehr monatelang weiter recherchiert habe und nun eigentlich eine Veröffentlichung mit weiteren Details geplant gewesen sei. Diese sei dann nach Einwirken des Verlegers Dirk Ippen zurückgehalten worden. Das Rechercheteam hatte in einem Brief an den Verleger und die Geschäftsführung seinen Unmut über die Entscheidung geäußert. Im Netz kursiert inzwischen das Protestschreiben.