Kakophonie statt Symphonie an der Mailänder Scala: Im weltberühmten und prestigeträchtigen Opernhaus, an dem nur die Crème de Ia Crème der internationalen Musik- und Kulturszene aufspielen darf, kam es soeben zu einem ganz und gar nicht würdevollen Intermezzo mit einem aufsehenerregenden crescendo forte! Im Mittelpunkt des “Bahö” italiano: zwei Star-Dirigenten namens Riccardo.

Riccardo Muti und die Wiener Philharmoniker wurden mit der Romy für den Moment des Jahres 2021 ausgezeichnetAPA/WIENER PHILHARMONIKER/DIETER NAGL

Eklat in der Dirigenten-Garderobe

Was war passiert? Der italienische Maestro Riccardo Muti war zu einem großen gemeinsamen Gastspiel mit den Wiener Philharmonikern an der Mailänder Scala angekündigt. Was an sich schon ein großer Anlass war, wurde um den Umstand umso spektakulärer, dass es das erste Mal seit 16 Jahren war, dass der 79-jährige Star-Dirigent, der im Juli seinen 80. Geburtstag begeht und das elitäre Opernhaus lange Zeit seine berufliche Heimat nannte, wieder betrat. Denn nach Unstimmigkeiten hatte Muti seinen Platz als Chefdirigent der Scala verlassen müssen. Das Gastspiel mit den Wiener Philharmonikern, das übrigens auch eben erst am 15. Mai mit der Romy für den “Moment des Jahres” ausgezeichnet wurde, hätte also zum großen Versöhnungskonzert werden können daraus wurde aber nichts.

Denn nachdem das Konzert per se virtuos über die Bühne gegangen war, ging die Show hinter den Kulissen und in der Garderobe erst so richtig los: Der amtierende Chefdirigent der Mailänder Scala und somit Mutis Nach-Nachfolger, Riccardo Chailly, klopfte an die Tür seiner eigenen Garderobe. Chailly hatte sie zu diesem Anlass für seinen Vorgänger freigeräumt, hatte das Gastkonzert aber verfolgt und kam um seinem berühmten Kollegen zu gratulieren. Und dann ging es los.

Hatte Star-Dirigent Riccardo Chailly Mutis Wutausbruch im Vorfeld provoziert?JAN WOITAS / DPA / AFP

Muti an Chailly: "Schleich dich!"

Muti tat erst, als würde er Chailly nicht erkennen. Das sorgte für Stirnrunzeln bei Chailly und umstehenden Personen. Sollte das ein Scherz sein? Handelte es sich vielleicht um ein Missverständnis? Chailly zog die Maske aus, um die Sache zu klären, aber Muti wurde nicht freundlicher, sondern laut. Wie Augen- und Ohrenzeugen berichten, soll es zu heftigen Beschimpfungen, Beleidigungen, sogar einem “Fuori dai coglioni”, was in freier (und entschärfter) Übersetzung ins Österreichische soviel wie “Schleich di…!” heißt.

Worüber sich Muti so echauffiert hat, ist nicht ganz bekannt, aber Insider vermuten, dass Chailly nicht ganz unschuldig an den verbalen Entgleisungen seines Vorgängers war. Nachdem dieser kurzfristig am Tag vor Mutis großem Gastspiel ein Konzert anberaumt hatte, soll dieser das als mehr als nur einen versehentlichen Tritt auf den Schlips empfunden haben.