
Star-Ökonom über Rekord-Inflation: "Federal Reserve beging einen der größten Fehler in Geschichte der Notenbanken"
Scharfe Kritik an der US-Notenbank übt der berühmte Wirtschaftsexperte und Investor Mohamed El-Erian in einem Interview: Die Fed habe die Inflation trotz anhaltender Warnungen verschlafen und reagiere nun zu spät. Sehr düster ist El-Erians Prognose.

Noch seien die USA nicht in der Wirtschaftskrise angekommen, meint El-Erian. Es trübe sich bisher weder der Arbeitsmarkt noch die Verbraucherstimmung ein. Aber bald könnte das anders sein: “Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden zwölf Monaten eine Rezession erleben werden, ist sehr hoch”, erklärt er gegenüber dem “Spiegel” – und nennt auch den Hauptschuldigen: “Die amerikanische Notenbank Fed hat die Inflation zu lange unterschätzt und sich auf fehlerhafte Vorhersagen verlassen.”
Vielen Menschen droht Jobverlust
Bereits im vergangenen Jahr hätte die Fed die Zinsen erhöhen müssen, um der Wirtschaft “eine sanfte Landung” zu verschaffen. “Aber das hat sie verschlafen. Jetzt muss sie die Zinsen aggressiv erhöhen und ihre Bilanz verkleinern, damit die Preise nicht noch schneller steigen, während sich die Wirtschaft abschwächt. Das sind schlechte Nachrichten – und es bedeutet für viele Menschen vielleicht sogar den Jobverlust.”
Notenbank-Prognosen werden nicht mehr ernst genommen
Zurzeit sei die Geldpolitik schlicht unglaubwürdig, doch um zu funktionieren, benötige sie Glaubwürdigkeit. “Bis heute hat die Fed nicht erklärt, weshalb ihre Inflationsprognosen dauernd danebenliegen”, kritisiert Mohamed El-Erian. “Wenn sie neue Vorhersagen präsentiert, werden die Zahlen von vielen Ökonomen überhaupt nicht mehr ernst genommen, manche Kollegen nennen die Prognosen sogar ‘lächerlich’ oder ‘märchenhaft’. Selbst ehemalige Notenbanker gehen auf Distanz. Die Fed hat ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.”
"Situation in Europa viel komplizierter"
Die Europäische Zentralbank wird von dem Top-Ökonom zumindest teilweise in Schutz genommen: “Im Gegensatz zur Fed hat die EZB wenigstens eingeräumt, dass sie die Inflation lange unterschätzt hat. Außerdem ist die wirtschaftliche Situation in Europa viel komplizierter, weil die Abhängigkeit von russischer Energie sehr viel höher ist.”
Die Notenbanken haben sich auf falsche Modelle verlassen
Auf die Frage, weshalb die Fed – und ebenso die EZB – mit ihren Prognosen permanent daneben lag, meint El-Erian: “Sie hat sich auf Modelle verlassen, die für eine Welt der mangelnden Nachfrage entworfen wurden – und nicht für ein knappes Angebot. Und sie hat nicht auf die Stimmen aus der Wirtschaft gehört. Vielen Unternehmern war früh klar, dass Teilemangel, fehlende Arbeitskräfte und Transportengpässe langfristige Probleme sind – aber die Fed ging immer noch davon aus, dass sich diese Probleme in Luft auflösen würden.”
Mohamed El-Erian wurde 1958 in New York als Sohn ägyptischer Eltern geboren. Er ist ökonomischer Chefberater des Versicherungskonzerns Allianz und Bestsellerautor. Bis Anfang 2014 war er Chef der Investmentgesellschaft Pimco, einer Tochter der Allianz, und galt wegen seiner Investmenterfolge an den Finanzmärkten als Anlage-Guru.
Kommentare
Das verstehe ich nicht: da sitzen angebliche Spitzenökonomen an der Spitze der EZB und der was kommt heraus? Sie fahren der Euro und die EU an die Wand!
“Sie haben sich auf fehlerhafte Vorhersagen verlassen”. Das werden wir in Zukunft noch öfter lesen.
Es gibt nur einen kleinen Fehler in El-Erians denken. Es ist bei weitem nicht alles, was falsch ist, ein “Fehler” 😉
Höhere Zinsen federn die Inflation nicht ab sondern befeuern sie. Die Inflation der letzten Jahre war deswegen so niedrig, weil es keine Zinsen gegeben hatte.
Wir erleben derzeit eine Teuerung wesentlicher Produkte wie manche Lebensmittel und Energie, was sich auf alle Wirtschaftsbereiche niederschlägt. Das ist keine Inflation, sondern eine Verteuerung.
Ursache der Verteuerungen sind primär die Sanktionen gegen – angeblich – Russland, von der aber die Russen sogar eher profitieren.
Argrarkonzerne des Wertewestens konnten sich bereits gewaltige Flächen in der Ukraine kaufen. Es wird also auch nachher nicht billiger werden.
Diese Krise und Krieg zielt genau auf die Bürger des Wertewestens. Die Ukraine wird dafür mit Hilfe der Marionette Selenskyj geopfert. Die Bonzen füllen sich überall die Taschen.
Chefredakteur der Schweizer Weltwoche : “Die EZB ist aufgrund ihrer Geldpolitik eine kriminelle Vereinigung , weil sie durch die Hintertüre eine Transfer-Union eingerichtet hat”. Daher wird es bei uns keine Zinsen mehr geben, diese fließen direkt nach Spaniern/Italien/Griechenland. Mich freut nur eines: ” Jetzt schaut einmal, wie ihr da wieder rauskommt, bevor der Karren an die Wand knallt , weil der reiche Norden finanziert den armen Süden hat nur solange funktioniert, solange der Norden reich war. Damit ist aber nunmehr Schluss
Man sollte nicht immer jammern.
Handeln!
Man hat die nicht richtig vorbereitet.
Man kann nicht nur einen Lieferanten setzen.
Wenn es dann Probleme gibt, sollte man auch vorbereitet sein, eine zweite ober Dritte Lösung haben.
Das würde übersehen!
Man sollte auch viel mehr in Wasserstoff und Photovoltaik investieren.
Dann könnte wir in nahe Zukunft von den fossilen Stoffen wegkommen