Konkret sprach der Herausgeber der Tageszeitung “Die Welt” in dem Zusammenhang die Schließung der Balkan-Route an. Das sei “ein Vorgehen, von dem letztlich auch Deutschland sehr profitiert hat, das selbst nicht die Kraft dazu hatte.” Kurz habe damit auch der angeschlagenen Angela Merkel geholfen, sie indirekt vielleicht sogar “im Amt gerettet”. Er warnt außerdem davor, dass sich Deutschland moralisch nicht über Österreich erheben solle: “Wenn etwa Parteien und Medien sich in ihren Organisationen überlappen, ist das immer problematisch – und in Deutschland etwa ist die SPD über ihre Medienholding auch an einigen nicht ganz unwichtigen Publikationen direkt oder indirekt beteiligt.”

"Rücktritt war Schritt in die richtige Richtung"

Den Rücktritt von Sebastian Kurz, den er als großes politisches Talent bezeichnet,  wertet der erfahrene Journalist als einen “Schritt in die richtige Richtung”, warnt aber vor Schnellschüssen: “Zunächst einmal stehen im konkreten Fall ja erst Vorwürfe im Raum, da sollten die Ermittlungen und mögliche Urteile mal abgewartet werden.” Dass die fragwürdige Tonalität in manchen der sichergestellten SMS-Chats eine politische Ausnahme sind, glaubt Aust hingegen nicht, wie er in dem Interview sagt: “Ich möchte nicht wissen, was ans Tageslicht käme, wenn die SMS deutscher Politiker untersucht würden.”

WELT-Herausgeber Stefan Aust