Die Berichte und Kommentare über diverse ÖVP-Anzeigen oder FPÖ-Fälle sind hart bis brutal, die Grünen kommen aber meist relativ gut im gebührenfinanzierten ORF weg. Vielleicht könnte das auch etwas mit dem Klima der Postenbesetzungen zu tun haben, zumindest die Kür der Klima- und Nachhaltigkeits-Beauftragten des Gebühren-Senders könnte eine gewisse Vertraulichkeit mit einer ganz gewissen Partei vermuten lassen: Anita Malli (45) war bis zum 17. Mai 2018 Landesgeschäftsführerin der Grünen im Burgenland – und sie darf jetzt als Expertin den ORF-Zusehern erklären, was “klimafreundliches Fernsehen” sein soll, natürlich gegen Bezahlung.

Die Grüne, die auch jahrelang als Bezirkspolitikerin in Wien-Neubau sehr aktiv war, wird also vom ORF als politisch unbelastete Fachfrau für den Umweltschutz ausgegeben, obwohl Anita Malli offensichtlich einer ganz speziellen Ideologie schon seit mehr als einem Jahrzehnt treu ist. An neutraler Berichterstattung kann wohl nicht all zu viel erwartet werden – immerhin ist das so, wie wenn künftig Niederösterreichs FPÖ-Chef Udo Landbauer die Integrations-Sendung “Heimat, fremde Heimat” des ORF gestalten würde.

Auch der ORF-Stiftungsvorstand ist ein Grüner

Noch dazu ziemlich irritierend: Der Co-Manager der Ex-Grünen Anita Malli ist der Mitbegründer der burgenländischen Grünen, für die Malli von 2014 bis 2018 Landesgeschäftsführerin war.

Und der Stiftungsvorstand des ORF war der Wahlkampfmanager von Alexander Van der Bellen, des grünen Kandidaten bei der Bundespräsidentschaftswahl, und er jobbte auch noch von 2000 bis 2006 als Kommunikationschef bei den Bundes-Grünen.

Das können natürlich alles Zufälle sein, aber ein gewisser Geruch von Postenschacher bleibt in der Luft – noch dazu, wenn man weiß, dass der ORF bei seinem Budget-Stand eher extrem sparen sollte anstatt eine Klima- und Nachhaltigkeits-Expertin einzustellen.

Manager-Duo der ORF-Nachhaltigkeit auch in einem Verein vereint

Im ORF selbst sind langjährige Mitarbeiter über diese Situation ganz und gar nicht begeistert: “Scheint so, als ob die Grünen bei uns die Macht übernommen haben. Eine Ex-Politikerin als neutrale Expertin zu verkaufen – das geht gar nicht.” Da würden “grüne NGOs längst viel zu viel in den ORF hineinregieren”. Eine derartige Nähe einer leitenden Mitarbeiterin zu einer Partei gehe “absolut nicht”.

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Monatsgage von Anita Malli zu 50 % der ORF und zu 50 % der Verein “Mutter Erde” auszahlt – das Ziel des Vereins “Mutter Erde” sei es, “die drängendsten und größten Umwelt-, Natur- und Klimaschutz-Problematiken inhaltlich aufzubereiten”.

Anita Malli ist in “Mutter Erde” Geschäftsführerin, ihr ORF-Co-Manager ist – wie praktisch – dort auch noch Vorstandsmitglied. Nur Greenpeace, Global 2000 und der WWF sind in diesem Verein vertreten, der in einem Jahr (2017 ist bekannt) nur knapp über 3400 Euro an Spendengeldern erhalten hat.

Wie sich der Verein “Mutter Erde” genau finanziert, ist aus dem Geschäfts- und Finanzbericht auf dessen Homepage nicht zu erkennen.