Zum Beginn des Jahres 2021 besaßen 31,5 % der Wiener Bevölkerung keinen österreichischen Pass – in absoluten Zahlen entspricht dies 604.435 Menschen. Ein neue Studie der Stadt Wien analysierte nun die Beweggründe für das Interesse an der österreichischen Staatsbürgerschaft. Auffällig ist: Während nur zehn Prozent der Deutschen Österreicher werden wollen, sind es 51 Prozent der Türken und 67 Prozent der Drittstaatsangehörigen. Die Studie befragte 502 in Wien lebende Ausländer.

Familiäre Gründe vor Arbeit und Ausbildung

Dass die Beweggründe nicht primär arbeitstechnischer Natur sind, lässt sich an den Einbürgerungsmotiven erkennen. Das stärkste Motiv stellt insgesamt der Schutz vor politischer Verfolgung (52 %) dar. Der zweitwichtigste Grund ist Familie (43 %), die bereits in Österreich lebt oder die Staatsbürgerschaft erhalten hat. Erst abgeschlagen auf Platz 5 und 6 befinden sich Arbeit (30 %)  und Ausbildung (33 %) als Beweggrund. Von den Studienverfassern heißt es: “Es zeigte sich, dass familiäre Gründe für Migration nach Österreich insbesondere bei türkischen Staatsbürgern sehr häufig zu beobachten sind (47 %). (..) Bei Migranten aus EU-Staaten stehen Ausbildung/Studium und Arbeit an erster Stelle, bei Migranten aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien und anderen Drittstaaten sind die Gründe für Migration sehr divers”.

Ratenzahlung und Gratis-Deutschkurs gefordert

Die Studie lässt an vielen Stellen die Befragten zu Wort kommen. In Bezug auf die Kosten für eine Staatsbürgerschaftsverfahren inklusive Pass äußert sich eine Türkin kritisch: “Wenn es 500 Euro wären, dann würden das alle schaffen, aber 2000 Euro ist zu viel… wie soll ich denn sagen, man sollte eine Erleichterung machen oder Raten oder irgendwas anbieten, ich weiß nicht”. Für viele Ausländer stellt auch der kostenpflichtige Deutschkurs eine Hürde dar – gewisse Sprachkenntnisse werden bei der Einbürgerungsprüfung vorausgesetzt. Von den Studienverfassern heißt es: “Es wurde auch der Wunsch geäußert, dass die Deutschkurse gratis sein sollten. Wir wisssen auch aus anderen Quellen, dass der Erwerb der Deutschkenntnisse für viele eine große Hürde darstellt. Dies gilt insbesondere für Menschen in einfachen Berufen, in denen vielfach gute Deutschkenntnisse nicht unbedingt eine Notwendigkeit sind.”