Wer kann sich nicht an die Aussagen von Alexander Schallenberg (ÖVP) als Bundeskanzler (11.10. bis 6.12.2021) und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) erinnern, die Ende des Vorjahres zu einer wahren Hexenjagd gegen Ungeimpfte bliesen. So kündigte Schallenberg am 11.11. des Vorjahres an, alle Österreicher, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollten, über die Feiertage einsperren zu wollen. „Ich sehe nicht ein“, sagte der damalige Bundeskanzler, „dass zwei Drittel ihrer Freiheit verlustig gehen, weil ein Drittel zaudert“. Für die Ungeimpften stellte Schallenberg „ungemütliche Weihnachten“ in Aussicht. Und so war es dann auch: Der Lockdown für Ungeimpfte dauerte insgesamt fast drei Monate.

Anfang Dezember wiederum legte Verfassungsministerin Edtstadler nach. Sie sagte damals: „Es ist richtig, dass es mit Einführung der Impfpflicht eigentlich rechtswidrig ist, in Österreich zu wohnen und nicht geimpft zu sein. Und daran können sich natürlich auch andere Konsequenzen knüpfen. Haftungsrechtlich oder auch arbeitsrechtlich – zum Beispiel, wenn man jemanden ansteckt. Daher wird es wahrscheinlich auch möglich sein, jemanden zu kündigen, der nicht geimpft ist.“ 

Der ehemalige Bundeskanzler Alexander Schallenberg stellte den Ungeimpften Ende des Vorjahres "ungemütliche Weihnachten in Aussicht"

Ungeimpfte hatten es auf der ganzen Welt schwer

Jetzt zeigt eine Studie, die in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, dass es Ungeimpfte während der Covid-19-Pandemie nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern sehr schwer an ihrer Anti-Impf-Haltung zu tragen hatten, vor allem in Sachen Diskriminierung.

Was aus der Studie hervorgeht: Während der Pandemie ließen sich selbst in Ländern mit einem Überangebot an Impfstoffen wie Österreich sehr viele Menschen nicht impfen. Das Thema Impfung geriet zu einem Reizthema, das zu heftigen Debatten und vielen Protesten führte. In der Studie gingen die drei dänischen Politologen, Alexander Bor, Frederik Jørgensen und Michael Bang Petersen, deshalb der Frage nach, wie stark sich Menschen über ihren Status als Geimpfte oder Ungeimpfte definieren und wie sie der jeweils anderen Gruppe begegnen. Dabei wurden 21 Länder weltweit untersucht.

Während des Lockdowns für Ungeimpfte wurde in Österreichs Kaufhäusern streng kontrolliert

Ablehnung von Ungeimpften so hoch wie von Migranten

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Geimpfte sich gegenüber Ungeimpften häufig diskriminierend verhielten. Was den Erregungspegel angeht, sei die Ablehnung von ungeimpften Menschen sogar mit jener von Migranten und Minderheiten zu vergleichen. Im Gegenzug gäbe es in der Studie aber keine Belege dafür, dass Ungeimpfte eine diskriminierende Haltung gegenüber Geimpften einnehmen würden – bis auf einige Ausnahmen in Deutschland und den USA.

Demgegenüber sind diskriminierende Einstellungen gegenüber Ungeimpften in allen untersuchten Ländern zu beobachten gewesen – außer in Ungarn und Rumänien. Dies trifft vor allem auf Länder zu, wo der soziale Zusammenhalt stärker ausgeprägt ist. Frühere Studien zur Psychologie des sozialen Zusammenhalts und der Kooperation ergaben, dass das Gros der Menschen äußerst negativ auf Trittbrettfahrer oder Menschen reagiert, die ausscheren – auch in puncto Impfung.

Dementsprechend fiel während der Pandemie auch die Diskriminierung von Ungeimpften aus. Die politischen Eliten und die Mehrheit der Geimpften übten auf die Ungeimpften moralisch Druck aus, um die COVID-19-Impfquote zu erhöhen. Sie gingen sogar so weit, diskriminierende Haltungen gegenüber nicht geimpften Personen einzunehmen und Grundrechte auszuhebeln, um sie kleinzukriegen.