Gute Nachrichten aus dem Hause Swarovski: Nachdem der Kristallkonzern heftig von den Auswirkungen der Corona-Krise getroffen wurde und als Teil der Luxusbranche schwer an finanziellen Einbußen in Milliardenhöhe zu laborieren hat, musste das Tiroler Familienunternehmen im vergangen Jahr einen straffen Restrukturierungsplan aufsetzen. Teil dieser Neuaufstellung sind neben dem neuen Geschäftsführer Robert Buchbauer und einer allgemeinen neuen Organisationsstruktur auch Massenkündigungen, die in den letzten Monaten nicht nur medial sondern auch imagetechnisch hohe Wellen geschlagen und in der Folge das Swarovski-Image angeschlagen haben. Nun scheint der Kristallkonzern sich aber wieder auf dem aufsteigenden Ast zu befinden.

Robert Buchbauer ist seit 2020 der neue Geschäftsführer von SwarovskiAPA / AFP / Astrid Vellguth

Neues Design und gute Auftragslage als Wellenbrecher für Kündigungsschwall

Im vergangenen Jahr musste Swarovski insgesamt 1.200 seiner Angestellten entlassen und hatte angekündigt, dass heuer noch weitere 600 folgen sollten. Diese Zahl verringert sich nun aber um mehr als die Hälfte, wie das Unternehmen seinen Mitarbeitern am Montagabend mitteilte: Anstatt von 600 sollen jetzt nur noch 250 Stellen beim Kristallkonzern abgebaut werden. Der Grund dafür liegt in der derzeit offenbar überraschend guten Auftragslage, die sich jetzt als unerwarteter Rettungsanker für 350 Jobs entpuppt, wie der ORF Tirol berichtet.

Hier kann anscheinend vor allem die neuen Designlinie der jüngsten Schmuckkollektionen von Swarovski punkten, die im Vorjahr präsentiert worden war und auf dem weltweiten Markt “sehr gut“ ankomme, wie das Unternehmen erklärt. In Mailand wurde zudem mit dem im vergangenen Jahr neu eröffneten “Wonder Shop” bei Konsumentinnen und Konsumenten genau ins Schwarze getroffen. Dem stylischen Verkaufsgeschäft sollen nun weitere Shops folgen. Dazu kommt, dass sich bestimmte Segmente des Kristallgeschäfts besser entwickelt hätten als erwartet, so heißt es seitens der Unternehmensführung.

Die Swarovski Kristallwelten in Wattens sind weltberühmtAPA / AFP / Sophie Cheaveau

Start der Kündigungssgespräche am 19. Juli

Diese erfreulichen Umstände führen nun dazu, dass man 350 Mitarbeiter weiter beschäftigen könne – dennoch müssen 250 Stellen nach wie vor abgebaut werden. Hier ist nach wie vor unklar, um welche Stellen es sich bei den betroffenen genau handelt – fest steht nur, dass die Kündigungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Verkauf, Verwaltung, Finanzierung, Produktion und Marketing betreffen.

Licht ins Dunkel sollen hier persönliche Gespräche bringen, zu denen die betreffenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen werden sollen – ab 19. Juli soll es soweit sein, und dann würden auch die nächsten Schritte des Sozialplans besprochen, wie es in der E-Mail von Montag heißt.

Warum es noch fast drei Monate bis zu diesen Gesprächen dauert und die Betroffenen nicht früher informiert werden können, begründet Swarovski mit “organisatorischen und gesetzlichen Gründen”, die so ein Vorgehen nicht früher möglich machen würden. Im Herbst sollen die Gespräche dann abgeschlossen sein. Diese Gespräche seien im Herbst abgeschlossen.

Die Storefront des Swarovski Flagship Stores auf der Kärntner Straße in der Wiener InnenstadtSwarovski

70 Arbeiter aus der Kündigung zurückgeholt - vorübergehend

Bei den Swarovski-Angestellten sorgte jüngst  eine spezielle Rückholaktion für Irritationen: Laut Arbeiterkammer Tirol wurden nämlich 70 ursprünglich bereits gekündigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder aus der Entlassung in ein Beschäftigungsverhältnis zurückgeholt. Dies bestätigte Swarovski am Montag mit der Erklärung, dass diese Mitarbeiter, die in der Produktion tätig sind, “vorübergehend“ beschäftigt werden, um Nachfragespitzen abzudecken. Die Verträge dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden mit Jahresende auslaufen und die Betroffenen würden keine Ansprüche aus dem Sozialplan verlieren, so der Kristallkonzern.

Als mittelfristiges Ziel hat sich Swarovski gesetzt,  3.000 Mitarbeiter am Standort in Wattens zu beschäftigen. In dem Schreiben an seine Mitarbeiter betont das Unternehmen zudem, dass man versuche, bei den Kündigungsschritten “so bedachtsam wie möglich zu agieren“. Laut eigenen Angaben hat Swarovski 85 Millionen Euro in eine Arbeitsstiftung und Unterstützungsmaßnahmen Gekündigter investiert.