Ein renommiertes, mittlerweile 126 Jahre altes Familienunternehmen will erstmals externe Manager heranziehen, die nicht zum Clan gehören. Was anderswo schon längst gang und gäbe ist, gleicht bei Swarovski einer Revolution. Gemäß dem Wunsch des Gründers Daniel Swarovski sollten ausschließlich Familienmitglieder Anteile der Firma besitzen. So sollten alle Familienmitglieder stets über die Runden kommen. Doch die massiven Verluste des vergangenen Jahres könnten dieser Tradition nun ein Ende bereiten.

Markus Langes-Swarovski fordert den Umstieg auf externe ManagerAPA/BARBARA GINDL

Einige Gesellschafter haben an ihre Miteigentümer ein alarmierendes E-Mail geschickt. Unter den Unterzeichnern sind Marina Giori-Lhota, Schwiegermutter von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, und Markus Langes-Swarovski, Sohn des verstorbenen ehemaligen Firmenchefs Gernot Langes-Swarovksi. Die Zahlen im Kristallgeschäft seien “besorgniserregend”, schreiben sie. CEO Robert Buchbauer und Finanzchef Mathias Margreiter sollten zurücktreten. Beide gehören der fünften Generation der Familie an der Firmenspitze an.

Zunächst sollten dem Email zufolge Manager nachfolgen, die zwar beim Unternehmen arbeiten, aber nicht mehr zum Swarovski-Clan gehören, danach könnten Führungskräfte von außen folgen. Man könnte sie “aus einer breiten Palette von Top-Kärften aus der ganzen Welt rekrutieren”, steht in dem Email, das der Neuen Zürcher Zeitung vorliegt.

Ein Bild aus besseren Tagen: Marilyn Monroe singt ihr legendäres Geburtsagsständchen für US-Präsident John F. Kennedy. Ihr Kleid zieren Swarovski-Kristalle

Die enge Verknüpfung von Familie und Firma wurde zunehmend zum Hauptproblem von Swarovski.  Die Zahl der Miteigentümer ist im Laufe der Zeit beständig gewachsen. In etwa 200 Personen beziehen zurzeit Zuwendungen der Gesellschaft, 70 Personen sind stimmberechtigte Gesellschafter. Eine solche Struktur ist schwerfällig. Das macht sich besonders in Zeiten der Corona-Pandemie bemerkbar, wenn schnelle Lösungen gefragt sind. In den vergangenen 16 Monaten schrumpfte der Umsatz um 35 Prozent. Die Dividende für die Familienmitglieder ist im vergangenen Jahr vom Verwaltungsrat sogar gestrichen worden.

Robert Buchbauer, der CEO Swarovski, ist mittlerweile in Kritik geratenAPA/AFP/JOE KLAMAR

Nicht alles ist durch die Pandemie erklärbar. Mittlerweile drängen chinesische Hersteller ins Geschäft. der Konkurrenzkampf wird härter. Tausende Stellen wurden 2020 in Südostasien gestrichen, 1800 im Tiroler Ort Wattens.

Buchbauer und Margreiter klammern sich nicht an ihre Posten, kritisieren aber in einer Replik die öffentlich geäußerte Kritik. Swarovski steht vor schweren Entscheidungsphasen.