Hussain Besou war erst ein paar Wochen beim Schachtraining des LSV/Turm Lippstadt. Doch Andreas Kühler, Jugendwart wusste sofort: Der zehnjährige Flüchtling aus Syrien ist ein großes Talent. Aus dem Kopf heraus hat er eine unorthodoxe, hochkomplizierte Stellung der Schachfiguren aufgebaut. Es war im Jahr 2017, damals war Hussain fünf Jahre alt. Erfahrene Spieler haben eine halbe Stunde gebraucht, ehe sie herausgefunden haben, wie man in vier Zügen Matt setzen kann. Hussain hatte die Lösung nach wenigen Minuten.

Beispiellose Geschichte

Dabei ist Hussain Besou ein ganz normaler Junge, der auch gerne Fußball oder Basketball spielt. Allerdings ist er ein Talent, wie es das bestenfalls alle paar Jahre einmal gibt. Man könnte ihn durchaus als Schach-Wunderkind bezeichnen. Der Syrer könnte dabei die nächsten Jahrzehnte im Schachsport maßgeblich prägen. Seine Geschichte ist beispiellos. Die Familie musste sich vor dem Assad-Terror nach Deutschland retten. Mit viel Fügung, Glück und Ehrgeiz ist Hussain ein Beispiel dafür, wie Integration gelingen kann.

Bereits mit vier Jahren hat er täglich stundenlang auf dem Laptop Schach gespielt. Seit 2018 wird der zehnjährige Junge von Artur Jussupow, einer Trainerlegende betreut. Zweimal die Woche gibt es in Gruppen Onllineunterricht. Seine Fähigkeiten verbessern sich rasch und genauso schnell wird er auch besser als seine Mitspieler. Deshalb wird er 2019 auch in den Bundeskader des Deutschen Schachbundes berufen. 2020, während der Corona-Lockdowns wird er Meister der Altersklasse U10. Ende August kann er hier seinen Titel verteidigen.

Der ungeschliffene Diamant

Zwar verfügt Hussain über großes Potential. Doch sein unüberlegtes, schnelles Spiel sind seine Schwachstelle. Auch seine Dickköpfigkeit steht ihm noch manchmal im Weg. Seine Trainer und Betreuer meinen, dass er demnächst in eine vorentscheidende Phase seiner Karriere kommt. Ob er eine Laufbahn als Profi hinlegt, weiß er selbst noch nicht. Primär möchte seine Familie in Deutschland bleiben.