Frage: Ist die Corona-Blase und die dort noch strengeren Maßnahmen ein Mitgrund für die Olympia-Absage gewesen?

Dominic Thiem: “Ich habe es selber erst vor ein paar Tagen entschieden mit Olympia. Ich habe am Anfang vom Jahr gesagt, dass ich es unbedingt spielen will, aber da habe ich noch nicht so gewusst, dass ich solche Schwierigkeiten haben werde im ersten halben Jahr. Ich muss wirklich einige Punkte machen, um mich im Ranking oben zu halten. Deshalb ist es besser, dass ich es dieses Jahr auslasse. Natürlich die ganzen strengen Regeln, die Bubble, sind auch ein Mitgrund dafür und auch, dass es null Planungssicherheit gibt dort. Es kann auch passieren, wenn einer von den Tausenden Athleten dort positiv ist, dass man vielleicht dortbleiben muss. All das hat mich zu der Entscheidung gebracht. Dann wird es halt Paris 2024.”

Frage: Sie wollten eigentlich mit Jürgen Melzer bei Olympia Doppel spielen. War das vor Ihrer Absage mit ihm abgesprochen?

Thiem: “Es war nicht abgesprochen, aber Doppel war jetzt auch nicht meine erste Priorität. Das wäre für uns beide ein kleiner Bonus gewesen, wenn wir da angetreten wären. Es war eine richtig schwierige Entscheidung, nicht nach Tokio zu fliegen. Ich wollte bis vor einer Woche unbedingt hin. Aber ich habe extrem lange darüber nachgedacht, was alles passieren könnte. Ich weiß noch nicht einmal jetzt, ob die Spiele komplett bestätigt sind. Dann habe ich mich schweren Herzens dafür entschieden, nicht zu spielen.”

Frage: Kann man Sie nun vielleicht doch beim Turnier in Kitzbühel sehen?

Thiem: “Den Turnierplan nachher weiß ich jetzt noch nicht ganz genau. Ich werde natürlich Turniere vor Toronto und Cincinnati spielen, aber wie das genau ausschauen wird, weiß ich noch nicht, weil es eben relativ kurzfristig war und ich mich komplett auf Mallorca und Wimbledon konzentriert habe.”

In Paris war das einfach "zu wenig"APA

Frage: In Kitzbühel könnte nun wieder ein volles Stadion auf Sie warten. Wie groß wäre denn da die Vorfreude, wenn wieder fast 6.000 Leute für Sie jubeln?

Thiem: “Egal wie weit weg Kitzbühel ist, diese Vorstellung gibt mir immer Gänsehaut. Aber ich habe mich sehr viel mit dem Thema Olympia beschäftigt. Ich habe noch nicht wirklich über die Turnierplanung nach Wimbledon nachgedacht.”

Frage: Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit dem neuen Management und wie ist Ihr Verhältnis zu Galo Blanco?

Thiem: “Ich denke, dass das eine sensationelle Sache ist für beide Seiten, aber für mich natürlich besonders, weil einfach nur Topleute am Werk sind. Gerard Pique ist einer der besten und erfolgreichsten Athleten auf der Welt zur Zeit. Und natürlich war der Galo ein Riesenpunkt in der ganzen Sache, warum ich mich dafür entschieden habe. Weil ich ihn sehr lange kenne und wir 2018 ein Top-Jahr miteinander auf Tour verbracht haben. Die Zusammenarbeit hat mir komplett getaugt. Die ist dann aus verschiedenen Gründen auseinandergegangen, deshalb bin ich sehr froh, dass wir wieder zusammenfinden. Er macht das Management und wir sind die ganze Zeit in Kontakt geblieben. In Barcelona hat er mir auch sportlich geholfen, als ich das Turnier gewonnen habe, weil Nico (Massu) nach Chile zurück musste. Es sind zwei Sachen in einem: er macht das Management und er kann mich in sportlichen Sachen super unterstützen – es ist eine ideale Lösung.”

Frage: Wie geht es Ihnen jetzt nach zwei Wochen Training auf Rasen?

Thiem: “Wenn ich ehrlich zu mir bin, hat es in Paris einfach nicht gereicht. Ich habe nicht gut genug gespielt und es sind mir da die fehlenden Trainingseinheiten von März, April, Mai auf den Kopf gefallen. Ich habe dann doch ein, eineinhalb Monate vor Paris sehr gut zum Trainieren angefangen, aber es reicht auf dem Level einfach nicht. Es wird jetzt immer besser, ich bin definitiv auf dem richtigen Weg. Auf Rasen weiß man nie wirklich, was passiert. Rasen ist noch ein bisserl extremer, man kann sehr gut spielen und zweimal in zwei knappen Sätzen verlieren, wenn der Gegner gut serviert. Auch im Hinblick auf die Turniere nach Wimbledon, und dann auf Amerika, glaube ich, dass ich auf einem guten Weg bin. So wie ich mich bewege, körperlich und spielerisch, geht es alles in die richtige Richtung.”

Frage: Wie ist dieses Gefühl auf Rasen – ist es etwas Edles?

Thiem: “Sicher fühlt es sich edel auf Rasen an, auch wenn die letzten Jahre nicht so erfolgreich ware. Es macht schon sehr viel Spaß. Obwohl es natürlich langsamer als früher geworden ist, ist es trotzdem ein ziemlich anderes Spiel. Es ist sehr Aufschlag- und Return-lastig, die Beinarbeit ist eine völlig andere und gleichzeitig ist es auch eine Wundertüte. Man kann sehr gut spielen und trotzdem in zwei engen Sätzen verlieren. Es kommt meistens auf ein paar Punkte an.”

Frage: Was sagen Sie zur Auslosung – zunächst gegen Jan-Lennard Struff oder Adrian Mannarino?

Thiem: “Die Auslosung ist richtig tough. Ich glaube, Rasen ist der Lieblingsbelag von Mannarino. Und Struffi hat letzte Woche Medwedew in Halle geschlagen. Der serviert riesig. Das Wichtigste für mich ist, dass die Schläge besser werden, die Beinarbeit besser wird, weil das halt doch in Paris sehr schlecht war. Das hat sich jetzt doch gut entwickelt. Auf das baue ich auf. Wie es jetzt in Mallorca oder Wimbledon ausschaut, darüber kann ich nicht wirklich Prognosen geben.”

(APA)