Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr informierte die Obleute im Verteidigungsausschuss schriftlich darüber, dass ein weiterer UN-Soldat einer anderen Nation verwundet worden sei. Der Selbstmordanschlag habe sich rund 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao ereignet, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind. “Die Soldaten werden aktuell medizinisch behandelt, hieß es. Weitere Details würden erst später öffentlich gemacht. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wollte sich am frühen Abend zu dem Anschlag äußern.

Derzeit sind rund deutsche 900 Soldaten an der UN-Mission MINUSMA beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Der Großteil der Bundeswehrsoldaten ist im Camp Castor am Rande von Gao stationiert. Der Einsatz soll den Friedensprozess in Mali unterstützen. In dem Land sind islamistische Terrorgruppen aktiv. 2013 schlug ein massiver französischer Militäreinsatz ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Auch organisierte Kriminalität und grenzübergreifender Schmuggel sind ein Problem in der Region, über die Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter Richtung Europa laufen.

Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche. Putschistenführer Assimi Goïta war nach früheren Berichten einmal zu einer militärischen Fortbildung in Deutschland. Niemand konnte da in die Zukunft schauen, aber: Es zeigt sich, wie schwer die Suche nach verlässlichen Partnern in dem Land ist.

Radikaler Islamismus auf dem Vormarsch

Im Raum stand zuletzt gar die Frage, ob sich Mali nach dem jüngsten Putsch gar in Richtung radikaler Islamismus bewegt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte eine grundsätzliche Neuausrichtung der französischen Militärpräsenz in der Sahelzone an – und eine Ende des französischen Anti-Terror-Einsatzes “Operation Barkhane”. Bilaterale militärische Einsätze mit Mali wurden ausgesetzt, um den Druck auf den Krisenstaat und die Putschisten zu erhöhen. Frankreich – das islamistische Terroristen in der Sahelzone aktiv sucht und angreift – hat immer wieder getötete eigene Soldaten zu beklagen.

Auch die EU-Ausbildungsmission EUTM in Mali war schon Ziel von Angriffen. Wie im Februar 2019: Um 3 Uhr morgens bebte die Erde. Türen wurden aus der Verankerung gerissen, Fenster zerbarsten, Alarm wurde ausgelöst, wie es damals hieß. Zwei mutmaßlich islamistische Selbstmordattentäter waren mit jeweils mehreren hundert Kilogramm Sprengstoff auf den Ladeflächen ihrer Pickup-Trucks auf das Haupttor “Papa 2” zugerast. Einem gelang es, sich in die Luft zu sprengen – nur gut 300 Meter vom deutschen Teil des Camps entfernt. Einige der 150 im Feldlager stationierten Bundeswehrsoldaten bezogen Stellung, um das Camp zu verteidigen. Doch die spanischen und malischen Wachsoldaten hatten die Situation schnell im Griff.

Dass Chaos in der Sahelregion bis nach Europa zu spüren sein wird, betonen Politiker immer wieder. Die Frage, was in welcher Zeit dort erreicht werden kann, lässt aber viele grübeln. Die Einsätze in Mali, die oft über Wochen und Monate kaum öffentliches Interesse finden, sind nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan nun sicherlich das gefährlichste Aktionsfeld.

Keine Österreicher betroffen

Österreichische Soldaten waren nach Informationen des Bundesheers von dem Anschlag nicht betroffen, wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, mitteilte. Derzeit sind zwei Bundesheer-Soldaten an MINUSMA beteiligt, an der EU-Trainingsmission (EUTM) im Land nehmen zehn Österreicher teil. (APA)