Für Unmut sorgt der Wiener Alleingang, der nun auch Tests bei Kindern ab sechs Jahren fordert, wollen sie mit Eltern Kaffeehäuser oder Restaurants besuchen. „Unnötig im Hinblick auf das Infektionsgeschehen“ sagen die einen, Stadtflucht befürchten die anderen. Und last but not least bleibt die Frage nach den Kontrollmöglichkeiten. Paul Kolarik, Traditionswirt der beliebten Luftburg im Wiener Prater, befürchtet, dass Familien nun Praterbesuche weiter verschieben, Ausflüge ins Wiener Umland gemacht werden. In Niederösterreich gibt es schließlich auch zahlreiche Möglichkeiten, den Kindern Unterhaltung zu bieten – ganz ohne Testverpflichtung.

Weiters sieht Kolarik, dessen Luftburg über 900 Gäste fassen kann, große Probleme bei der Umsetzbarkeit der Kontrollen. So sagt er zum Standard, dass sein Betrieb ohnehin bereits eigene Mitarbeiter zur Überprüfung der Tests abgestellt hätte, nun würden sich die Wartezeiten beim Einlass weiter verlängern. Auch wird es bezüglich der Altersfrage viel Vertrauen in die Angaben der Gäste brauchen, können man doch von Kindern schlecht einen Ausweis verlangen.

Wohnzimmertests ab 1. Juli ungültig

Betreiber von Wiener Innenstadtlokalen sehen die Maßnahme ebenfalls kritisch und können den Alleingang von Bürgermeister Ludwig und Gesundheitsstadtrat Hacker (beide SPÖ) ebenfalls nicht nachvollziehen. Denn während in allen Bundesländern die Maßnahmen gelockert werden, wird Wien zum kleinen gallischen Dorf. Wohnzimmertests sind ab 1. Juli ungültig, wer das Freibad, Restaurant oder sonstige Freizeiteinrichtungen besuchen möchte, muss einen Teststraßen-, Apotheken- oder Gurgeltest nachweisen, geimpft oder genesen sein. Und das ab dem sechsten Lebensjahr! Begründet wird dies damit, dass Kinder bis jetzt regelmäßig in den Schulen getestet wurden, das würde in den Ferien wegfallen, begründet Michael Ludwig den Schritt.

"Gastronomen müssen Sheriff spielen"

Landtmann-Chef Berndt Querfeld ist überzeugt, dass von Seiten der Stadtregierung nicht rechtzeitig darüber nachgedacht wurde, wie die Virenfrüherkennung bei Kindern in der Ferienzeit durchgeführt werden könne. Allerdings hält er es für einen Systemfehler, nun „Gastronomen und Bademeister Sheriff spielen zu lassen“.

Peter Dobcak von der Wirtschaftskammer hingegen möchte sich nicht an der Sinnhaftigkeit der neuen Regeln abarbeiten, sondern appelliert an die Wirte, sich an die Vorschriften zu halten. Seiner Meinung nach könnte ein zu laxer Umgang und fehlende Konrtollen dazu führen, dass es bald wieder zu Verschärfungen kommt. Strengere Auflagen sind allerdings das, was nach den monatelangen Lockdowns niemand mehr braucht.