Der Großhandel erlebt zurzeit eine Teuerung historischen Ausmaßes – +26,5 %! Bis zum Herbst dürfte sich die Preissteigerung bei den Verbrauchern niederschlagen, befürchtet der Handelsverband. Dabei war die Inflation schon bisher dramatisch.

Mittlerweile befürchten die Händler ein Minus für 2022 samt wirtschaftlicher Instabilität. Die immer höheren Energie- und Treibstoffkosten drohen in Kombination mit der schlechten Verbraucherstimmung dem heimischen Einzelhandel das Geschäft zu zerstören. Das ist das zentrale Ergebnis der jüngsten Blitzumfrage des Handelsverbandes.

Verbraucher verschieben Ausgaben, der Handel verzichtet auf Margen

Hinzu kommt: Trotz steigender Preise erlebt mittlerweile jede dritte Person im Erwerbsalter Einkommensverluste. Rund 77 % der Österreicher wollen größere Ausgaben und Investitionen auf das kommende Jahr verschieben, 13 % kommen mit ihrem Haushaltseinkommen kaum noch über die Runden.

Beim Einkaufen beginnen die Verbraucher zu sparenHannibal Hanschke/Getty Images

Bisher hat der heimische Lebensmittelhandel die Inflation bei Lebensmitteln und anderen Produkten durch ein ganzes Bündel an preisdämpfenden Maßnahmen so gut es geht eingebremst, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. “Teilweise konnten damit Kaufkraft-Verluste der Bevölkerung abgemildert werden. Gleichzeitig verzichten die Händler auf einen Großteil ihrer Margen und müssen den Verkauf möglichst preisgünstiger Eigenmarken forcieren. Umso dringender ist es daher, dass das das Teuerungs-Entlastungspaket der Bundesregierung so bald wie möglich bei der Bevölkerung ankommt.”

Preistreiber sind vor allem Brennstoffe, Benzin & Diesel, Düngelmittel, Getreide

Der Handelsverband nennt mehrere Haupttreiber für die Rekord-Teuerungsrate im Großhandel. An der Spitze stehen feste Brennstoffe (+120,8 %), sonstige Mineralölerzeugnisse (+115,5 %), Benzin & Diesel (+75,6 %), Düngemittel (+70,5 %), Getreide, Saatgut und Futtermitteln (+53,5 %), technische Chemikalien (+44 %), Eisen und Stahl (+33,4 %).

Erheblich sind die Preissteigerungen auch bei Milch, Eier, Ölen, Fetten (+21,3 %), Kaffee, Tee, Kakao und Gewürzen (+16,1 %), Fleisch (+15,1 %), sowie Obst, Gemüse und Kartoffeln (12,7 %).

Auch der Personalmangel ist zurzeit dramatisch

Weder die höhere Zahl an Beschäftigten noch die niedrigere Arbeitslosenquote dürfe über die Not der Betriebe hinwegtäuschen, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. 41 % der Händler klagen über Personalmangel trotz Überzahlung und verzeichnen zudem eine hohe Fluktuation. Die Arbeitsmarktreform dürfe daher nicht in den Herbst verschoben werden, warnt Will, ansonsten gefährde man die Stabilität des Wirtschaftssystems: „Es braucht dringend eine Mobilisierung jener Menschen, die arbeiten können aber nicht wollen.“

Es braucht Planungssicherheit und daher einen Covid-Plan für Herbst

Im Hinblick auf den Herbst braucht es nun Planungssicherheit. Die politische Sommerpause kann nicht starten, wenn notwendige „Hausübungen“ offen sind. Nun fordert auch der Handelsverband – endlich – einen Covid-Plan der Bundesregierung für den Herbst. Die Planlosigkeit wird hier schon seit längerem kritisiert. „Es braucht eine Evaluierung der gesetzten Covid-Maßnahmen, eine nachvollziehbarere Differenzierung nach Branchen und mehr Eigenverantwortung – unter dem seit jeher vom Handelsverband geprägten Motto ‚Leben und Wirtschaften mit dem Virus‘“, sagt Rainer Will.