Wolfgang Thiem war am Montag zu Gast im “Sport-eXXpress”, dem Sportmagazin auf eXXpressTV! Im Gespräch mit Dominik Hana hat der Vater von Dominic Thiem über seine Akademie in Traiskirchen gesprochen: “Gespräche hat es schon länger gegeben. Traiskirchen hat sich als Standort herauskristallisiert, da hier die Voraussetzungen sehr gut waren,” meint der Tennis-Trainer. Der Akademieleiter zeigt sich mit der Entwicklung der Akademie hochzufrieden.

In Traiskirchen herrscht jeden Tag Betrieb. Mit drei Trainern, einem Konditionstrainer sowie einem Physiotherapeuten wird den jungen Talenten alles geboten, wenn sie nach der Schule kommen.

Problem beim Damen-Tennis in Österreich

Darüber hinaus hat sich der Vater der ehemaligen Nummer drei der Welt dazu entschlossen, ein Mädchenprojekt aufzuziehen. “Wir haben hier in Traiskirchen einige gute Mädels. Es ist aber schwierig, da die Tennis-Schulen corona-bedingt für ein halbes oder ein ganzes Jahr mehr oder weniger auf Eis gelegt waren, ist ein Loch entstanden. Aber wir sind grundsätzlich immer bestrebt, dass wir Mädels zum Sport bringen,” betont Thiem.

Mit der Lettin Anastasija Sevastova, ehemalige Nummer elf der Welt hat man eine Partnerin, die diese Mädchenprojekte unterstützt. “Wir haben in Österreich ein Problem beim Damen-Tennis, das muss man ganz klar sagen! Da ist keine Spielerin da, die weit vorne ist, wo man sagt: Ok, da können die Mädels aufschauen,” weiß der Akademieleiter und fügt hinzu: “Ich glaube, da muss man wieder weiter unten anfangen. Das ist halt ein Prozess. Das dauert sicherlich. Wir geben unser Bestes, damit wir die Mädels wieder heranführen.”

Thiem weiter: “Ich bin grundsätzlich ein Freund vom Zentralisieren. Es gab ja einmal eine Zeit, wo wir sechs oder sieben Spielerinnen in den ersten 100 hatten. Nur damals haben alle in der Südstadt unter einem Dach trainiert. Ich bin ein Freund davon, dass alle unter einem Dach trainieren. Sie müssen sich jeden Tag messen. Wenn das der Fall ist, dann entsteht eine gewisse Dynamik,” weiß der erfahrene Tennis-Trainer. Thiem kritisiert die Invidivualförderung, die in den letzten Jahren Überhand genommen hat. “Das ist aus meiner Sicht nicht zielführend, weil jeder in seinem Umfeld trainieren kann. Aber es fehlt der Ansporn, besser zu werden,” sagt Thiem. Es sei alles in einer geschützten Werkstatt. Damit ist die Entwicklung laut Thiem nicht so optimal, wie sie sein könnte.

Ganztagsschule und tägliche Turnstunde

Doch der Weg zum Tennis-Profi ist lang – und alles andere als günstig. “Wir brauchen eine massive Verbesserung in den Schulen. Da muss einmal die tägliche Turnstunde und mehr Sportunterricht her. Ich bin ein Freund von Ganztagsschulen,” gibt Thiem klar zu verstehen. Dabei skizziert er seinen Lösungsansatz: “Aus meiner Sicht müsste das so gestaltet sein, dass die Kinder in der Früh in die Schule gehen und am Abend dann abgeholt werden, fix fertig sind und die Aufgaben gemacht und den Sport erledigt haben. Dann können sich die Eltern mit den Kindern beschäftigen.”

Wenn man um 17.00 Uhr nach Hause kommt, keine Aufgaben erledigt sind und noch kein Sport gemacht wurde entsteht laut Wolfgang Thiem eine Stresssituation. “Das ist dem geschuldet, dass beide Eltern meistens arbeiten gehen und weniger Zeit da ist. Das ist die heutige Zeit. Aber ich finde, es muss eine Ganztagsschule her, wo die Kinder, die nicht Leistungssport betreiben, auch ihre tägliche Sporteinheit machen. Die Kinder, die Leistungssport machen, die werden am Nachmittag freigestellt und können zu ihren Vereinen gehen und dort den Sport machen.” Thiem führt an, dass man hier ein Defizit gegenüber anderen Ländern hätte.

Das Interview mit Wolfgang Thiem in voller Länge: