Bei diesem Spiel hielt es wohl keinen Tennis-Fan auf den Sitzen. Dominic Thiem musste sich Stefanos Tsitsipas in der ersten Runde von Wimbledon zwar nach 3:55 Stunden schließlich mit 6:3,6:7(1),2:6,7:6(5),6:7(8) geschlagen geben. Doch der Niederösterreicher ließ am Mittwoch seine alte Klasse über weite Strecken aufblitzen. Das Jahr 2023 verlief für den US-Open-Sieger von 2020 bislang enttäuschend. Allerdings war diesmal davon nichts zu sehen.

Dominic Thiem musste sich Stefanos Tsitsipas denkbar knapp geschlagen gebenAPA/AFP/Daniel LEAL

Thiem brachte die Nummer fünf der Welt an den Rand einer Niederlage. Das Spiel wurde am Dienstag bei Satzführung Thiems wegen Regens vertagt. “Es war ein tolles Match, aus dem ich erhobenen Hauptes gehe. Es hat mir gezeigt, dass ich noch da bin. Die Qualität war sehr, sehr hoch, der Kampfgeist war richtig, richtig gut”, meinte Thiem auf der Pressekonferenz nach seinem Auftritt. “Dieses Spiel hat mir gezeigt, dass ich es noch immer mit den großen Burschen aufnehmen kann. Und es motiviert mich für die kommenden Wochen.” Tsitsipas, der nun auf den schottischen Rasen-Altmeister Andy Murray trifft, streute Thiem jedenfalls Rosen. “Dominic ist jemand, der das Beste aus mir herausholt, jedes mal wenn wir gegeneinander spielen”, meinte er direkt nach dem Duell – dem insgesamt zehnten der beiden. Jeder hat nun je fünfmal gewonnen.

Drama bis zum Schluss

Tsitsipas konnte sich nach einer 27-stündigen Unterbrechung am Mittwoch zunächst steigern. Thiem, als Nummer 91 zum Rasen-Klassiker angereist, war zunächst der bessere Spieler. So konnte sich Thiem schon am Dienstag nach 33 Minuten souverän den ersten Satz holen. Der zweite Satz war dann bis zum Stopp recht ausgeglichen verlaufen und führte nach der Fortsetzung am Mittwoch auch ins Tiebreak. Dort stand Thiem mit nur einem Punktgewinn freilich auf verlorenem Posten. Und auch wenn er den Rückschlag relativ gut wegsteckte, im hart umkämpften dritten Game des dritten Satzes fünf Breakbälle abwehrte, musste er seine beiden folgenden Aufschlagspiele dann doch abgeben. Der Grieche holte sich den Satz mit 6:2.

Doch der Wimbledon-Achtelfinalist von 2017 bewies jedoch Nervernstärke und zeigte sich im vierten Durchgang wieder selbstbewusster und weniger fehleranfällig. So folgte ein neuerliches Tiebreak, in dem es bis zu Thiems 3:2 ebenso ausgeglichen dahinging. Dann stellte er mit einem Mini-Break sogar auf 4:2 und fixierte ab dem 6:3 im dritten Anlauf den Ausgleich zum 2:2 in Sätzen.

Ähnlich stark machte Thiem im finalen Durchgang weiter, sogar das Break zum 4:3 schien geschafft. Das wurde nach einer Challenge von Tsitsipas aber wieder abgesagt, der Grieche stellte mit “Bauchweh” auf 4:4. Thiem wusste weiter mit variantenreichem Spiel und starken Schlägen von der Grundlinie zu gefallen und steuerte einem weiteren Tiebreak entgegen. Beim Stand von 5:6 verschaffte der 29-Jährige seinem Kontrahenten dann mit seinem ersten Doppelfehler den ersten Matchball, nur um diesen abzuwehren und tatsächlich das Tiebreak zu erzwingen. Dort musste Tsitsipas einmal mehr sein bestes Tennis auspacken, erspielte sich beim 9:7 weitere Matchbälle und belohnte sich dafür auch.