Die Europäische Union kämpft mit schlechten Umfragewerten in Österreich. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage von Herbst 2022 hervor, an der in Österreich 1008 Personen teilnahmen. Demnach gaben nur 42 Prozent der Befragten an, dass sie die EU-Mitgliedschaft für eine “gute Sache” halten  – das ist die niedrigste Zustimmungsrate in der gesamten EU. Der Durchschnitt lag EU-weit bei 62 Prozent.

20 Prozent der in Österreich finden sogar, dass die EU eine “schlechte Sache” sei – dieser Wert war nur in Rumänien mit 23 Prozent noch höher. 37 Prozent gaben “weder noch” an, ein Prozent äußerte sich nicht dazu. Am höchsten war die Zustimmung zur Mitgliedschaft in Luxemburg mit 90 Prozent.

Ebenfalls am Ende der Skala rangiert Österreich bei den Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft. Knapp über die Hälfte der hierzulande Befragten (55 Prozent) erklärte, Österreich hätte davon profitiert. Der EU-Schnitt betrug 72 Prozent. Am höchsten war der Wert in Malta (95%) und Irland (92%).

Nur knappe Mehrheit heißen Sanktionen und Unterstützung für Ukraine noch gut

Spitzenreiter ist Österreich auch bei dem Prozentsatz der Befragten, die erklärten, dass ihnen die EU-Mitgliedschaft keinen Vorteil verschafft habe (38 Prozent). Die hierzulande Befragten waren laut Eurobarometer-Bericht auch am ehesten der Meinung, dass die EU-Mitgliedschaft die Kontrolle der Grenzen ihres Landes untergrabe. Dies zeigt deutlich, dass sich die Österreich der Migrationswelle bewusst sind – in Österreich beantragten 2022 prozentuell EU-weit am meisten Personen Asyl.

Auch in die EU-Zukunft blicken Österreicher skeptisch. Während 45 Prozent der Befragten angaben, die EU bewege sich in eine “falsche Richtung”, waren 36 Prozent gegenteiliger Meinung und 14 Prozent erklärten “weder noch”. Im EU-Durchschnitt äußerten sich 51 Prozent negativ und 31 Prozent positiv.

Die größten Sorgen bereiteten den Österreichern die hohen Lebenserhaltungskosten (89 Prozent/EU-Schnitt: 93 Prozent), Armut und soziale Ausgrenzung (76 Prozent/EU: 82 Prozent) sowie der Klimawandel (76 Prozent/EU: 81 Prozent). Auch in Sachen Migration lag Österreich über dem EU-Schnitt: Hierzulande gaben 74 Prozent an, sie seien darüber besorgt, auf europäischer Ebene waren es 70 Prozent.

Im Hinblick auf die steigenden Lebenserhaltungskosten erklärten zwölf Prozent (EU: acht Prozent) der Befragten in Österreich mit ihrem aktuellen Einkommen “sehr komfortabel” und 51 Prozent (EU: 48 Prozent) “einigermaßen komfortabel” über die Runden zu kommen. Mit “einigen Schwierigkeiten” lebten 26 Prozent (EU: 36 Prozent), mit “großen Schwierigkeiten” sechs Prozent (EU: neun Prozent). Unzufrieden mit den nationalen Maßnahmen gegen den Anstieg zeigten sich in Österreich 53 Prozent (EU: 64 Prozent), mit den Maßnahmen auf EU-Ebene ebenfalls 53 Prozent (EU: 56 Prozent).

Nur knappe Mehrheit heißt Sanktionen und Unterstützung für Ukraine noch gut

Bereits im Herbst hatte das EU-Parlament einen Teil der Studie veröffentlicht, der sich auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine konzentrierte. Dabei ging unter anderem hervor, dass 73 Prozent der befragten EU-Bürger die Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine wie die Sanktionen gegen Russland guthießen – in Österreich waren es nur 57 Prozent.

Die Umfrage wurde vom 12. Oktober bis zum 7. November vom Meinungsforschungsinstitut Kantar im Auftrag des EU-Parlaments in allen 27 Mitgliedstaaten durchgeführt. Insgesamt wurden 26.443 Interviews geführt. In Österreich belief sich der Zeitraum auf 12. bis 25. Oktober und es gab 1008 Interviews.

Halten Sie die EU-Mitgliedschaft Österreichs für eine gute Sache?