Israels Ex-Sicherheitsberater über Terrorwelle: „Palästinensische Autonomiebehörde nicht mehr relevant“
Yaakov Amidror war nationaler Sicherheitsberater von Premier Netanjahu und Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates. Mit dem eXXpress spricht der israelische Generalmajor über die jüngste Terrorwelle im Westjordanland und über Gewalt zwischen jüdischen Siedlern und Palästinensern.
Seit dem Frühjahr 2022 führt Israels Armee permanent Anti-Terror-Razzien im Westjordanland durch. Damals wurde die Region von einer tödlichen Anschlagsserie erschüttert. Von Jenin aus im nördlichen Westjordanland sollen palästinensische Terror-Gruppen unter anderem operieren.
Die Terrorwelle schwoll jüngst weiter an. In der vorigen Woche haben zwei Schützen aus dem Umfeld der Hamas das Feuer auf eine Tankstelle eröffnet. Vier Israelis wurden getötet, vier weitere verletzt. Ebenso kam es zu Gewalt zwischen Siedlern und Palästinensern. Mehrere Dutzend Israelis haben nördlich von Ramallah Fahrzeuge und Gebäude von Palästinensern in Brand gesetzt.
Yaakov Amidror hat Israels Premierminister Benjamin Netanyahu beraten. Gegenüber dem eXXpress geht er auf die Ursachen der Gewalt ein und was Israel seiner Meinung nach tun müsste.
„Es geht nicht um die Befreiung Palästinas, sondern um Berühmtheit durch das Töten von Juden“
Israel erlebte jüngst Terrorangriffe in der West Bank, in Nablus und Jenin. Was sind die Ursachen für diese neue Welle der Gewalt?
Es sind drei Faktoren, die ineinander greifen. Erstens hat die palästinensische Autonomiebehörde in den vergangenen zehn Jahren zunehmend an Einfluss verloren. Sie ist nicht mehr relevant. Wir erleben den Zusammenbruch jener Sicherheitssysteme, die dort zunächst von den USA aufgebaut worden sind, um den Palästinensern zu helfen. In diesem Vakuum gewinnen Terrororganisationen an Einfluss.
Zweitens – und das ist Israels Fehler: Es ist zu leicht, an Waffen zu gelangen. Laufend werden Waffen in die Westbank geschmuggelt – aus Jordanien, aus dem Libanon, teils auf Umweg über Israel. Das ist ein entscheidendes Phänomen. Es etablierte sich zunehmend. Das hätten wir verhindern sollen.
Drittens: Viele junge Palästinenser haben keine Perspektive, keine Hoffnung. Was sie antreibt ist die Möglichkeit berühmt zu werden, indem sie Juden töten. Das gibt ihnen das Gefühl, zu etwas Größerem zu gehören. Es ist ein soziales Phänomen. Dabei geht es nicht um die Befreiung Palästinas oder um politische Ziele. Berühmtwerden, indem man Juden tötet – darum geht es.
„Hamas benötigt heute keine komplexe Infrastruktur mehr“
Bieten die Terrororganisation den Menschen auch Geld an?
Das ist der vierte Faktor. Der Iran und Hamas liefern Geld und versuchen so ihren Einfluss in der Westbank zu vergrößern. Sie finanzieren den Terrorismus und liefern Waffen. Darüber hinaus machen sie Propaganda für die Tötung von Juden.
Die Situation ist anders als im Jahr 2002. Damals verfügte Hamas über eine komplexe Infrastruktur, über die sie unter anderem Kämpfer vorbereitet hat. Das benötigen sie nun nicht mehr.
Sind solche Terrorakte damit schwerer zu verhindern?
Auf jeden Fall. Gegen wen oder was konkret soll man den Kampf richten?
„Man muss die Siedler von den Palästinensern trennen“
Was sollte Israel gegen solche Terrorangriffe unternehmen?
Wir müssen unseren Aktionsradius erweitern, noch mehr Sicherheitskräfte einsetzen. Dann gibt es die Kerngebiete, von denen aus die meisten Terroroperationen gestartet werden. Auf die müssen wir uns konzentrieren.
Infolge des Terrors kam es zu Gewalt zwischen jüdischen Siedlern und Palästinensern. Wie will Israel solche Eskalationen künftig verhindern?
Auch hier brauchen wir mehr polizeiliche Kräfte. Man muss die Siedler von den Palästinensern trennen. Für die Angriffe der Siedler auf Palästinenser gibt es keine Entschuldigung. Ich verurteile dieses Verhalten. Es ist aber leider nicht verwunderlich, dass es dazu kommt. Das sind die Reaktionen, wenn Palästinenser unschuldige Zivilisten töten und Menschen ihren Bruder, ihre Schwester, ihre Kinder verlieren.
„Das Regime von Mahmud Abbas kann den Menschen kaum helfen“
Wie sehen Sie die Zukunft der Palästinensischen Autonomiebehörde?
Das Regime unter Abu Mazen (Mahmud Abbas) steckt tief in der Korruption. Vieles funktioniert nicht mehr. Es kann den Menschen kaum helfen. Es hat verabsäumt, eine funktionierende Infrastruktur aufzubauen. Auf die Probleme der Menschen hat die Palästinensische Autonomiebehörde keine Antwort, und für die Zukunft keine Vision. Die Palästinenser werden den Preis dafür bezahlen.
Terrororganisation wie Hisbollah, Hamas, Palästinensischer Dschihad erhalten finanzielle Unterstützung vom Iran. Ist der Iran für Israel die Hauptbedrohung?
Nicht in der Westbank. Der Iran liefert Geld. Doch entscheidend sind die vielen Funktionsmängel bei der Palästinensischen Autonomiebehörde – und die Fähigkeit der Hamas, von Beirut und von Gaza aus den Terror in der Westbank zu fördern. Der Iran ist hier nur die Macht im Hintergrund.
„In jeder Nacht verhaften wir Akteure der Hamas“
Was unternimmt Israel gegen den Einfluss der Hamas in der Westbank?
Permanent, ohne Unterbrechung, gehen wir dagegen vor. In jeder Nacht, ohne Pause, verhaften wir Menschen von der Hamas, die den Terror in der Westbank unterstützen. Sie wollen dort ihre Fähigkeiten erweitern und eine eigene Infrastruktur aufbauen. Teils finden solche Operationen von uns sogar untertags statt.
Was will Israel gegen die Hamas im Gazastreifen tun? Es ist von dort bereits abgezogen.
Dabei wird es auch bleiben. Was ist die Alternative zur jetzigen Situation? Zurzeit sehen wir keine. Hamas trägt die Verantwortung für den Gazastreifen – nicht Al-Kaida oder der Islamische Staat. Was die Hamas verstanden hat: Auf jeden Angriff werden wir massiv zurückschlagen. Es hat schwerwiegende Konsequenzen, wenn Hamas vom Gazastreifen aus angreift. Deshalb herrscht nun über eine lange Zeit Ruhe. Eines dürfen Sie überdies nicht vergessen: Die Palästinenser haben Hamas gewählt.
Yaakov Amidror, Jahrgang 1948, ist ein ehemaliger Generalmajor und nationaler Sicherheitsberater Israels. Überdies war er Leiter der Forschungsabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes. Heute ist er Senior Fellow am Jerusalem Institute for Strategic Studies, einer Denkfabrik für Sicherheitsfragen, und Forschungsbeauftragter am Institute for Middle East Research in Washington.
Mit 19 Jahren trat er in die Israelische Armee ein, wo er später Karriere machte. Er diente unter anderem als Sekretär des Verteidigungsministers. Zuletzt war er Leiter der analytischen Abteilung des Militärgeheimdienstes. 2011 wurde er von Benjamin Netanjahu als Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats eingesetzt.
Kommentare
Grundeigentum nach westlichem Standard ist in vielen Teilen der Welt nicht üblich oder nicht üblich gewesen. Das ist aber keine Entschuldigung bzw. Rechtfertigung zur Enteignung von Ländereien, wie das z.B. in den britischen Kolonien in Nordamerika resp. den USA geschehen ist. Nicht von ungefähr waren George Washington und Thomas Jefferson Landvermesser. Analog haben indigene Völker zwar das Gros der Kulturpflanzen durch Zuchtauswahl geschaffen, aber per Patentrecht eignen sich selbsternannte Erfinder dieses (geistige)Eigentum bis auf den heutigen Tag an. Mit der Landnahme sieht es ähnlich aus. Irgendwann muss dieser Raub mal bezahlt werden.
Dschenin ist nicht Israel, sondern Westjordanland. Israels Armee hat dort nicht mit schwerer Militärtechnik einzumarschieren. Territoriale Integrität ist ein hohes Gut des Völkerrechts.
Die Hamas und der Islamische Jihad verwenden die Free Palestine Bewegung in Europa, um ihre Propaganda zu verbreiten. Sie hat auch in Österreich viele Anhänger . Die Bewegung wird vom Iran mit Geld unterstützt, da Hamas und Islamischer Jihad der iranischen Terror Achse angehören.
@ Suzy Nach dem zweiten Weltkrieg sind hunderttausende Juden aus Europa nach Israel geflohen. Man kann Israel eine vermehrte Siedlungspolitik vorwerfen. Aber es gibt genügend islamische Länder, die ganz Israel am liebsten von der Landkarte auslöschen wollen. Und mit Waffen und Geld die Terroristen im Kampf gegen Israel unterstützen.
Nicht zu vergessen, dass Millionen an Hilfsgelder der EU dorthin fliessen. Leider kamen sie nicht der armen Bevölkerung zu Gute, sondern die korrupte Hamas hat es eingesackt um damit Waffen zu finanzieren!
Und dann werden diese auch noch in die EU gelassen, um hier in Europa ihren Hass auf Juden und Israel weiter anzufachen!
@ Susi creamcheese, Nomen est Omen,
historische Halbbildung ist keine gute Grundlage. Osmanisches Reich verliert den Ersten Weltkrieg die türkischen Gruoßgrundbesitzer haben viel Land an Jüdische Siedler verkauft und dies alles schon lange vor der israelischen Staatsgründung. Ich denke allerdings, daß Sie von Grundeigentum und anderen rechtlichen Begriffen wenig halten.
Ist das ein neues Format?
“News aus Israel an jedem Freitag”?
der Islam ist eine gewaltbereite mittelalterliche Sekte! Jeder weiß das und doch tut keiner etwas um das Fußfassen dieser durchgeknallten Wahnsinnigen bei uns zu verhindern. Die einzige Möglichkeit bzw. die einzioge Sprache die der Islam versteht ist Gewalt – Israel macht das schon richtig, nurn durch Stärke kann diese Sekte im Zaum gehalten werden!
Wir in Ö machen alles falsch, muslimische Migranten haben null Respekt vor unserer Gesellschaft und unserer Polizei. Warum? Keine Zivilcourage, diese wurde unseren Männern bzw. Kindern aberzogen! Normal wäre, wenn Gewalt gegen uns gerichtet wird mit doppelter Gewalt zurückzuschlagen. Das wäre unmissverständlich und jeder dahergelaufene Dattelklauber (Analphabet) versteht das! Stattdessen sind wir zu schwachen traurigen Gestalten verkommen die sich alles gefallen lassen müssen….
Und wir dürfen den Palästinenser-Terror mit jährlich hunderten Millionen an Steuergeldern, über den Umweg der EU, in Form von “Entwicklungshilfe”, finanzieren
Sind andere Religionen viel besser?
Ich denke da zb. an Ministranten, die unfreiwillig….
Ich finde man sollte alle Religionen verbieten, die Menschenrechtlich bedenklich sind, oder deren Mitglieder und Führungskräfte auffällig straffällig sind.
@Gültig „gegen“ Grün, ÖVP und SPÖ wählen!
Sie vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Im Islam ist der Kampf gegen Ungläubige tief verankert und systemimmanent, wohingegen ihr Beispiel Verfehlungen von Einzelpersonen darstellen.
In diesem speziellen Fall ist die Religion nur vorgeschoben um immer wieder die armen verfolgten Juden zu bemitleiden! Wie würdest du reagieren, wenn irgendwelche Leute kommen und sich in deinem Garten niederlassen und sagen, daß ist jetzt unser Gebiet? Nichts anderes haben die “armen” Juden gemacht, natürlich mit internationaler Unterstützung!
Israel hat den Krieg gewonnen, aber die Palästinenser wollen es nicht anerkennen. Das wäre so, wie wenn Südtirol ständig Busse in Italien niedersprengt und Menschen tötet und sagt, dass das Land ihnen gehört und sie von Italien unterdrückt werden. Das Problem ist, dass die Palästinenser Kinder auf Hass gegen Juden dressieren und in den Krieg schicken und dann Israel anklagen auf Kinder zu schießen. Das alles wird vom Westen und von den arabischen Ländern finanziert.
Wie machst du das? Mir wurde ein ähnlicher Beitrag gestrichen. Aber meine volle Zustimmung!
Sachliche Betrachtung der Situation im Nahen Osten würde voraussetzen, sich ein wenig mit der Entstehung Israels und der damit verbundenen Vertreibung und Unterdrückung der seit rund 2.000 Jahren dort ansässigen Bevölkerung zu befassen. Eine der dümmsten Entscheidungen des Westens war es, das Britische Mandatsgebiet 1947 aufzuteilen. Erstens hat es niemals Großbritannien gehört, und zweitens war es niemals ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land.