Eine offene und ehrliche Kommunikation der Gesundheitspolitik über die Corona-Situation und die Risken der Impfung könnte die Impfbereitschaft deutlich steigern, sagte Prof. Wolf-Dieter Ludwig in einem aktuellen Interview mit Gudula Walterskirchen, der Herausgeberin der Niederösterreichischen Nachrichten. In diesem Gespräch warnte der deutsche Pharmakologe und Facharzt für Innere Medizin vor den flapsig formulierten Zusagen der Politik – Zitat: “Wir sollten mit Prognosen, wie ,Im Sommer werden wir durch die Impfungen eine Herdenimmunität erreichen’, sehr vorsichtig sein. Wenn wir zum Ende des Jahres 60 bis 80 Prozent Durchimpfung haben, können wir froh sein. Außerdem wissen wir immer noch nicht definitiv, ob die Geimpften das Virus weitergeben können oder nicht.”

Tatsächlich sind auch in Österreich erst 4,13 Prozent der Gesamtbevölkerung zweimal geimpft und damit “safe” – ändert sich das Tempo der Impf-Aktion nicht, wird es noch sechs Monate dauern, bis die Mehrheit der Bevölkerung einen Impfschutz erhalten hat. “Ich hätte mir auch eine bessere Kommunikation erwartet, was Impfstoffe können und was nicht”, meinte dazu Wolf-Dieter Ludwig im NÖN-Interview.

Harte Kritik an der Gesundheitspolitik

Die kritischen Aussagen des Pharmakologen wollte der ORF so allerdings nicht ausstrahlen, ist der Spitzen-Mediziner irritiert: “Ich habe in Österreich mehrere Interviews im Fernsehen gegeben und war erstaunt, dass kritische Aussagen zur Impfung – zumindest in einer Sendung des ORF – nicht erwünscht waren und nicht gesendet wurden.”

Vielleicht liegt es daran, dass Wolf-Dieter Ludwig auch die Arbeit der Politik kritisiert? So sagte er im Talk mit Gudula Walterskirchen: “Leider ist es sowohl in Österreich als auch in Deutschland versäumt worden, während der jetzt begonnenen Impfkampagne Kohortenstudien durchzuführen, um mehr Erkenntnisse in Bezug auf Wirksamkeit, Sicherheit und Immunogenität der Impfstoffe zu erhalten. Dies wäre eine wichtige Aufgabe der Gesundheitspolitiker gewesen, die leider diesbezüglich untätig waren.”