Die Paralympics wurden für den 18-jährigen Schwimmer Josia Topf zu einem Alptraum. Von Beginn an hat Topf keine Arme, keine Knie und zwei unterschiedlich lange Beine. Meist bewegt er sich im Rollstuhl fort. Vor den Tokio-Spielen wurde eine neue Klassifizierung angeordnet. Daraufhin fühlte sich der 18-jährige gedemütigt und unfair behandelt. Denn er wurde von der zweiten in die dritte Startklasse eingeordnet. Das hat zur Folge, dass er nun gegen Sportler mit einer deutlich geringeren Beeinträchtigung antreten muss.

“Es ist einfach ziemlich scheiße, behindert zu sein. Ich habe mich damit arrangiert, deshalb komme ich damit einigermaßen klar. Aber wenn dann jemand kommt und behauptet, man macht nicht richtig mit oder man würde sich dumm anstellen und den ganzen Vorgang sabotieren, dann ist das für einen Behinderten nicht nur ein Schlag ins Gesicht, sondern eine immense Demütigung, die sich eigentlich nicht in Worte fassen lässt,” meinte Topf im Sportschau-Interview. Auch eine Woche danach habe er aufgrund der Umstände geweint.

Topf prangert Umstände an

Bundestrainerin Ute Schinkitz hat auch aufgrund dieses Vorfalls eine tiefgreifende Reform gefordert. “Das System zur Klassifizierung ist vor langer Zeit entwickelt worden. Und es ist sehr kompliziert, weil kein Handicap gleich ist. Um dem gerecht zu werden, brauchen wir ein unabhängiges Komitee. Das geht nicht mehr im Ehrenamt.”

Topf selbst prangerte die Umstände seiner Klassifizierung an. Er hat von Anfang an den Eindruck gehabt, dass die Prüfer ihm nicht mit einer neutralen Gesinnung gegenüberstanden. Ihm wurde der Fuß umgedreht und vorgeworfen, dass er sich nicht richtig verhalte und nicht richtig mitmachen würde. Bei der Klassifizierung soll herausgefunden werden, wie groß die Einschränkungen der Athletinnen und Athleten durch ihre Behinderung sind. In der Geschichte der Paralympics gab es immer wieder Betrugsfälle.