Bei der Stimmabgabe in Baden hatte sich Helga Krismer, Spitzenkandidatin der Grünen, bewusst optimistisch gezeigt. Sie habe ein „sehr gutes Gefühl“, erklärte sie. Gegen 14.00 Uhr war sie zur Wahl gegangen,  als letzte der Spitzenkandidaten. Alle Grünen in Niederösterreich hätten sich bis in kleine Gemeinden um jede Stimme bemüht, erklärte sie. Es gehe darum, dass im Land „rasch zukunftsorientierte Klimapolitik mit Herz“ gemacht werde, sagte Krismer.

Die Grünen haben ihr Ziel erreicht, allerdings war das sehr bescheiden: Sie haben wieder den Klubstatus in Niederösterreich erlangt. Im Bild: Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).APA/ROLAND SCHLAGER

Doch mit Klimapolitik konnten die Grünen – neuerlich – nicht viel reißen. Es gibt ein leichtes Plus (zurzeit etwa ein Prozent), Grünen-Landesgeschäftsführer Hikmet Aslan findet das „super“ und will darin einen „Sieg für die Jugend“ erkennen. Aber gleichzeitig hat die SPÖ das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Dass die Grünen nicht abheben, ist da doch bemerkenswert. Normalerweise sind Sozialdemokraten und Grüne kommunizierende Gefäße: Wenn der eine verliert, gewinnt der andere, und umgekehrt.

Drei niederösterreichische Oppositionsparteien konnten nicht von den Verlusten der ÖVP profitieren. Im Bild: SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl (M.), Grünen-Spitzenkandidatin Helga Krismer (r.), und NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini (von hinten, l.).APA/TOBIAS STEINMAURER

Noch etwas anderes gibt zu denken: Die ÖVP ist zurzeit mit massivem Gegenwind konfrontiert. Dennoch konnten die beiden Links-Parteien von der schwächelnden Volkspartei so gut wie gar nicht profitieren.

Grüne liegen „im Trend“ – aber zurzeit nicht beim Wähler

Eigentlich liegen die Grünen ganz „im Trend“. Die Klimakleber von „Fridays for Future“ blockieren laufen die Straßen. Auch für die EU hat grüne Klimapolitik nach wie vor oberste Priorität.

Doch die Grünen können davon neuerlich kaum profitieren. Bei der vorletzten Niederösterreich-Wahl 2013 durften sie sich noch über 8,06 Prozent freuen. Davon trennt sie laut erster Hochrechnung weiterhin ein Prozent. Vize-Kanzler und Grünen-Chef Werner Kogler darf sich also über keinen zusätzlichen Rückenwind aus Niederösterreich freuen. Grüne Politik wird wohl auf Bundesebene nicht mehr Gewicht als vorher haben.

Hilfe im Wahlkampf-Spurt aus Wien: Die Grüne Spitzenkandidatin Helga Krismer und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).APA/ROBERT JAEGER

Gesundheitsminister Rauch traf zum Wahlkampf-Finale ein

Neuen Schwung brachte anscheinend auch nicht die Bundespolitik. Mit viel Zuversicht hatten die Grünen am Freitag ihren „Endspurt“ angezogen. In Mödling hatte Spitzenkandidatin  Krismer auch Unterstützung von Sozial-und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) erhalten, sowie vom stellvertretenden Bundessprecher Stefan Kaineder. „Wenn man die Landesfarben mischt, kommt grün heraus“, hatte der Gesundheitsministerin gut gelaunt erklärt. Es werde ein „guter Wahlsonntag“, zeigte er sich überzeugt.