Der Materialmangel in der deutschen Industrie hat sich im Februar wieder verschärft. 74,6 Prozent der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffe, wie das Ifo-Institut am Montag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Im Jänner hatte sich mit 67,3 Prozent noch eine Entspannung angedeutet. “Die erhoffte Trendwende ist ausgeblieben”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

89 Prozent der Autohersteller haben Lieferprobleme

In allen Branchen nahmen die Materialknappheiten demnach wieder zu. “Die Situation bleibt vor allem in den Schlüsselbranchen der deutschen Industrie angespannt”, sagte Wohlrabe. So berichten 89 Prozent der Unternehmen aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau von Lieferproblemen. Dicht dahinter folgen die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten und elektrischen Ausrüstungen mit jeweils rund 88 Prozent. “Für die Industrie bleibt es somit schwierig, die sehr gute Auftragslage in Produktion umzusetzen”, ergänzt Wohlrabe. Der Auftragsstau in den deutschen Industriebetrieben wird angesichts der von Materialengpässen ausgebremsten Produktion immer länger. Der Bestand an Bestellungen wuchs allein im Dezember 2021 um 1,5 Prozent zum Vormonat und ist nun so hoch wie noch nie seit Beginn der Datenreihe im Jänner 2015, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Die Betriebe erhalten damit seit Juni 2020 beständig mehr neue Aufträge, als sie abarbeiten konnten. Engpässe haben im vergangenen Jahr die deutsche Wirtschaft merklich ausgebremst. Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge lag die Industrieproduktion um etwa zwölf Prozent unter dem Niveau, das angesichts hoher Auftragseingänge eigentlich möglich gewesen wäre. “Dies entspricht einer entgangenen Wertschöpfung von etwa 70 Milliarden Euro”, sagte dazu IfW-Konjunkturchef Nils Jannsen.

Ukraine-Krise führt zu Verschärfung

Die Probleme der betroffenen Branchen könnten sich durch die Ukraine-Krise noch verschärfen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, verwies auf Rohstoffe wie Palladium, das für Autokatalysatoren benötigt wird. Hier sei Russland hinter Südafrika die Nummer 2 auf dem Weltmarkt. “Wenn das nicht mehr aus Russland geliefert werden kann, drohen in einzelnen Wirtschaftssektoren massive Störungen. Dann entsteht tatsächlich die Gefahr, dass es zu Lieferverzögerungen bei Autos kommen kann”, sagte Adrian den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.