In Krems steht heute ein 26-jähriger Tschetschene vor dem Landesgericht. Die Anklage lautet auf Mordversuch, Wiederbetätigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, versuchte schwere Körperverletzung, gefährliche Drohung sowie Sachbeschädigung. Auch soll er nach Syrien ausgereist sein und dort für die radikalislamische Terrormiliz “Islamischer Staat” gekämpft haben. Die Lebensgeschichte des Tschetschenen ist ein exemplarisches Beispiel für fehlgeschlagene Integration.

Seit 2015 wegen verschiedener Delikte in Haft

Im Alter von sechs Jahren kam der Junge mit seiner Familie aus der russischen Föderation Tschetschenien nach Österreich. Er besuchte die Schule in Graz, beendete sie jedoch ohne Abschluss. Der junge Mann übersiedelte nach Wien, wo er begann, mit dem Islamischen Staat (IS) zu sympathisieren. Drei einschlägige Verurteilungen würden “deutlich den Charakter dieser Person” zeigen, sagte die Staatsanwältin. Seit dem Jahr 2015 befindet sich der Beschuldigte bereits in Justizanstalten, “weil er auch in Haft nicht aufhörte, strafbare Handlungen zu setzen. Wir haben einen IS-Sympathisanten sitzen, eine Person, die mit dem Nazi-Regime sympathisiert und die tagtäglich die Arbeit der Justizwache erschwert.”

Versuchte Justizwache mit Besteckmesser in Hals zu stechen

Der Häftling hatte laut seinen Angaben nach Drogenkonsum in Haft “kalten Entzug gehabt” und war wütend, weil er mit seinem ebenfalls inhaftierten Bruder sprechen wollte. Als der Angeklagte am 3. Dezember 2020 in eine andere Zelle verlegt werden sollte, habe er zweimal mit einem Besteckmesser, dessen Spitze zugeschliffen war, in Richtung des Halses eines Justizwachebeamten gestochen haben. Der Uniformierte blieb unversehrt. Der Insasse erzählte am Montag, er habe das Besteckmesser mit Schleifpapier eines Mithäftlings vorne zugespitzt, weil er es als Schraubenzieher verwenden wollte, um seinen Fernseher mit Boxen zu verbinden. “Mein Ziel war nicht, dass ich einen Beamten umbringe”, sondern er habe aus der Zelle hinauslaufen wollen, schilderte der Angeklagte.

Tschetschene drohte Justizwächtern mit "Überraschung"

Vorgeworfen wird dem Angeklagten auch Widerstand gegen die Staatsgewalt, versuchte schwere Körperverletzung, gefährliche Drohung sowie Sachbeschädigung. Am 28. November 2020, also kurz vor dem Messerangriff, soll der Mann durch die Speiseklappe in Richtung eines Beschäftigten geschlagen, diesen jedoch verfehlt haben. Der Angeklagte habe mit der Faust gegen sein Jochbein gezielt, er sei aber nur gestreift worden, berichtete der Beamte. Weiters kündigte er dem Personal eine “Überraschung” an, wenn die Zellentür aufgehen würde, als er nachts seinen Bruder nicht sehen durfte. Die Beamten nahmen die Aussagen ernst, der Tschetschene wurde in die Justizanstalt Graz-Karlau verlegt.

Dort soll  der Häftling aus Bettdecken eine Puppe, die eine Maschinenpistole in der Hand hielt, sowie den Begriff  “Jihad”, gebastelt und auf den Boden seines Haftraumes gelegt haben. Der Beschuldigte sah seine Aktion als “Provokation” der Justiz. Ihm werde angelastet, dass er nach Syrien gereist sei, um für den IS zu kämpfen, von diesem Vorwurf sei er aber freigesprochen worden. Der Verfassungsschutz sehe ihn dennoch als “Terrorist”, meinte der Angeklagte dazu. Das Urteil wird am 21. Juni erwartet.