Nach Ansicht der Türkei sollte der Westen die Ukraine zu Verhandlungen mit Russland bewegen. Sie würden dann allerdings schwieriger verlaufen, als noch im März, wie Außenminister Mevlut Cavusoglu einräumte. Leider seien einige westliche Länder nicht an einer Lösung der Ukraine-Krise interessiert, merkte er kritisch an. Die Äußerungen des türkischen Politikers fielen auf der Konferenz „Mediterranean Dialogues“ (auf Deutsch: Mittelmeer-Dialoge) in Rom.

„Die Diplomatie ist der einzige Weg, den Konflikt zu beenden“

„Einige unserer Verbündeten, die die Fortsetzung des Krieges unterstützen, müssen davon überzeugt werden, die Ukraine an den Verhandlungstisch [mit Russland] zu bringen“, sagte er. Die Verhandlungen würden schwierig. „Russland wird seine Bedingungen vorlegen, die die Ukraine ablehnen wird, aber die Türkei wird ihre Bemühungen um eine Lösung fortsetzen.“ Die Diplomatie sei der einzige Weg sei, den Konflikt in der Ukraine zu beenden.

Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu APA/AFP/OZAN KOSE

„Wir verfolgen einen pragmatischen Ansatz, der zu konkreten Ergebnissen führt“, sagte Cavusoglu und erinnerte an den Abschluss und die Verlängerung des Getreideabkommens mit der Türkei sowie an den Austausch von Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine.

Kritik an EU: Hat sich nicht mit Ankara beraten

Kritik übte Cavusoglu an der EU. Diese habe es versäumt, mit der Türkei über die Ukraine zu verhandeln. Obwohl sich die Türkei auf diplomatischem Weg um eine Lösung der Krise bemühte habe, hätte die EU Ankara nicht zur Lage in der Ukraine konsultiert, bemerkte Mevlut Cavusoglu. „Die Europäische Union hat sich in der Ukraine-Frage nicht einmal mit Ankara beraten.“

Die Türkei hat sich den westlichen Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen. Im Bild: Erdogan mit Putin.

Erdogan bedrängt britischen Premier zur Organisation von Gesprächen

Ähnliche Töne schlug Präsident Recep Tayyip Erdogan gegenüber dem britischen Premierminister Rishi Sunak in einem Telefonat an. Die frühestmögliche Wiederherstellung der Verhandlungsbasis diene den Interessen aller Parteien, erklärte der türkische Präsident. Er drängte gegenüber Sunak auf eine baldige Wiederaufnahme der Bemühungen zur Organisation von Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine.