Man darf dem ZDF gratulieren: Mittwochabend wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk zum Hauptgesprächsthema zahlreicher Twitter-User im deutschsprachigen Raum. Es schaffte das mit einem echten Coup: einer gendergerechten Berichterstattung über die Eroberungen der Taliban. “Islamist*innen ziehen in immer mehr afghanische Städte ein”, hieß es im Report.

Sämtliche Kommentatoren auf Twitter waren sich einig: Diesmal hat das im Gendern so eifrige ZDF den Vogel abgeschossen und sich der Lächerlichkeit preisgegeben. Mag sein. Allerdings hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ja nichts weiter getan, als die gendergerechte Schreibweise konsequent anzuwenden. Oder soll sie bestimmte Personenkreise von ihren gegenderten Formulierungen ausklammern? Das könnte man ja am Ende als Scheitern des Genderns auslegen. Schließlich wäre es ja höchst diskriminierend, all die Frauen, Transgender und diverse unter den Taliban auszuklammern. Diversität muss überall sichtbar gemacht werden!

Konsequentes Gendern berücksichtigt auch die Diversität bei den Taliban*innen

Verfechter*innen des Genderns müssen bei der Anwendung ihrer Prinzipien anscheinend ebenso konsequent sein, wie die Taliban*innen. Und näher besehen kann man doch ganz problemlos in gendergerechter Sprache über das berichten, was gerade in Afghanistan passiert! Hier der Beweis:

Nachdem die Taliban*innen mit ihren Kämpfer*innen zahlreiche Gebiete zurückerobert haben, sind sie sich des Beifalls der Al-Kaida-Anhänger*innen sicher. Groß ist unterdessen der Frust bei vielen Afghan*innen über die kampflos aufgebenden Soldat*innen und Kommandant*innen. Wütend suchen einige nun den Sündenbock bzw. die Sündenziege.

Bei den siegreichen Erober*innen konstituiert sich unterdessen ein Rat von Gelehrt*innen, der darüber entscheiden wird, ob allen Afghaninnen (Vorsicht: kein Stern!) künftig weniger Rechte als vor 20 Jahren vorenthalten werden. Eine weniger schlimme Diskriminierung der Frauen könnte nämlich Bürger*innen und internationale Medienvertreter*innen milde stimmen – so die Hoffnung der islamistischen Marketing-Fachmänner und Marketing-Fachfrauen.

Einen Marketing-Erfolg verbuchten die wackeren Kämpfer*innen auf jeden Fall bereits bei allen Gegner*innen der US-Imperialist*innen. Und manch Islamist und manche Islamistin wagt es insgeheim bereits auf den neuen Kalifen bzw. die neue Kalifin zu hoffen. Übrigens: Aus Begeisterung für die Taliban*innen lassen sich mittlerweile alle Islamist*innen lange Bärte wachsen. . .

Geht ja!