Genau genommen kommt Weißmann seiner Fürsorgepflicht für die Untergebenen nach, will künftig die üblich Verdächtigen, aber auch sich selbst schützen. Nachrichtenmoderatoren, bei denen regelmäßig auf X (Twitter), aber auch im ORF-Studio persönlicher Wunsch und Wahrheit zum Nachteil der Wirklichkeit durcheinander geraten. Oder Wetterfrösche, die ständig überhitzen und dann zum Ausgleich hyperventilieren müssen. Sie sollen nicht länger Hass-Kommentaren von Internet-Trollen ausgesetzt sein. Auch wenn sie sich selbst längst zu welchen gemacht haben.

Eine eigens eingesetzte Ethik-Kommission kam jetzt in etwa zu dem selben Schluss, wie der immer weniger geneigte ORF-Durchschnittszuseher. Vor allem politische Postings und Kommentare in sozialen Netzwerken sollen untersagt werden. Steht in einer Art Benimm-Fibel, über die zunächst die “Krone” berichtete. Die vom Gebührenzahler finanzierten TV-Macher sollen künftig zwar wieder möglichst nah dran sein am Geschehen, aber eben nicht dazugehören. Eine Faustregel des Journalismus, zumal des öffentlich-rechtlichen.

ORF-Führungskräfte werden eigens nachgeschult

Nichts mehr mit “Part of the Game”, Politik soll wieder im Parlament stattfinden und objektiv darüber berichtet werden. Interviewgäste gilt es künftig durchaus hartnäckig zu befragen, sie aber nicht vorzuführen. Eigentlich eine Binse: “Besonders in Zeiten einer Haushaltsabgabe für alle und im Vorfeld des Superwahljahrs will sich der ORF nicht durch politische Postings mit eindeutiger Schlagseite angreifbar machen, verhängt einen Maulkorb”, schreibt die “Krone”.

Das wird bei den meisten ORF-Mitarbeitern tadellos funktionieren, für einige Selbstdarsteller des Senders jedoch gewöhnungsbedürftig. Deswegen sollen Führungskräfte des ORF eigens geschult werden, um die an sich selbstverständlichen Benimmregeln doch noch verinnerlichen zu können.

Bislang gab es bei Verfehlungen keine dienstrechtlichen Konsequenzen. Auch das soll sich nun ändern.