Die Folgen des E-Auto-Booms spürt das Stromnetz schon längst. Bisher hielt das Netz den Belastungen ohne nennenswerten Blackout auch stand. Es gab in den vergangenen Jahren sogar weniger Stromausfälle. Die durchschnittliche Unterbrechungsdauer je angeschlossenem Verbraucher sank von 15 Minuten im Jahr 2017 auf 11 Minuten im vergangenen Jahr. Das ist die geringste Ausfallzeit seit der ersten Veröffentlichung der Statistik im Jahr 2006. Doch mit mehr Elektroautos kommen auch mehr Schwierigkeiten auf die Stromnetze zu. Die Netzagentur warnt vor den künftigen Herausforderungen durch das private Laden. „Insbesondere in den Abendstunden könnte es bei einem schnellen Hochlauf von Elektromobilität teilweise zu Überlastungen des lokalen Netzes kommen, wenn viele Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden sollen“, teilt die Behörde auf Anfrage mit.

11 Prozent höherer Stromverbrauch bis 2030

In einer vorläufigen Schätzung, die Bundeswirtschaftsminister Altmaier im Juli dieses Jahres vorgelegt hatte wird der Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 auf 658 Terawattstunden (TWh) geschätzt. Sollte die Prognose eintreffen, wäre dies ein Plus von 11 Prozent gegenüber 2018. Vor allem die Elektromobilität sorgt für einen wachsenden Stromverbrauch.

Zu den weiteren Haupttreibern des Stromverbrauchs in Deutschland gehören der Schienenverkehr, Wärmepumpen und Rechenzentren. Zu sinkendem Stromverbrauch führen bei der erwarteten Entwicklung die Steigerung der Energieeffizienz im privaten und gewerblichen Bereich sowie die Reduktion des Strombedarfs bei der sonstigen Umwandlung.

„Es ist schon seit Langem klar, dass mehr Strom benötigt wird, wenn Millionen E-Autos und Wärmepumpen auf dem Markt sind. Die zunehmende Digitalisierung wird den Stromverbrauch zusätzlich erhöhen. Es ist daher richtig, dass das Ministerium seine Erwartungen an den künftigen Stromverbrauch nun hochgeschraubt hat“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).