Das Chaos an sämtlichen Flughäfen ist in Wien-Schwechat – beinahe – spurlos vorübergegangen. Vieles klappte sogar besser als in den vergangenen Jahren. „Wir konnten jetzt, wo die Nachfrage gestiegen ist, wieder voll durchstarten“, berichtet sichtlich zufrieden Günther Ofner, Vorstand des Wiener Flughafens. Der Grund war die Corona-Hilfe: Kurzarbeit und Fixkostenzuschuss ermöglichten, die Mitarbeiter zu halten und dann gleich wieder einzusetzen, als der normale Betrieb wieder begann.

Die verblüffende Folge: Im Sommer 2022 gab es weniger Verspätungen als noch im Sommer 2019. Und: „Wir haben die niedrigsten Krankenstände der letzten zehn Jahre“, sagt Ofner im Interview auf eXXpressTV mit eXXpress-Herausgeberin Eva Schütz.

Zum besten Flughafen Europas gekürt

Dieser Erfolg wurde auch honoriert: Der Wiener Flughafen wurde heuer vom Airports Council International mit dem Preis „Best European Airport 2022“ ausgezeichnet. Gelobt wurde vor allem die hohe Zuverlässigkeit, Servicequalität sowie die Maßnahmen zur CO2-Reduktion. Momentan blickt der Flughafen-Chef optimistisch in die Zukunft, wie er im „Chefsache“-Talk unterstreicht: „Die Reiselust ist zurück, ob in den Urlaub oder aus geschäftlichen Gründen, die Nachfrage ist beinahe wieder so hoch wie 2019.“

Flughafen Wien-Schwechat beim SonnenuntergangGetty

Auch noch mit anderen überraschenden Neuigkeiten wartet Ofner auf. So dürfte der Flugverkehr vermutlich der erste Lastenbetrieb sein, der CO2-neutral sein wird. Wie das funktionieren wird, das erläutert er in diesem TV-Interview.

„Wegen der falschen Rahmenbedingungen kommen nicht die Fachkräfte, die wir brauchen“

Günther Ofner, der seit 2022 auch Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsholding ÖBAG ist, geh auch noch auf andere Herausforderungen ein, wie die Beschäftigungssituation generell, ob in Österreich oder in ganz Europa. Vor enormen Problemen steht zurzeit das Vereinigte Königreich, wo nach dem Brexit viele polnische Gastarbeiter nach Hause gefahren sind, und vieles gar nicht mehr funktioniert, ob im Hotel, dem Taxi bis zum Spital.

Prinzipiell müssten Betriebe jetzt ihre Produktivität erhöhen. Es brauche „Digitalisierung, Prozessoptimierung und genügend Arbeitskräfte“. Nötig sei dafür ein unbürokratisches Rot-Weiß-Rot-Card-System – für qualifizierten Zuzug. Leider läuft hier gerade eine Menge alles falsch, in der EU. „Aufgrund der europäischen Rahmenbedingungen kommen die Falschen, und nicht jene Fachkräfte, die wir eigentlich brauchen.“

„Ich hoffe, dass die Krise zu mehr Vernunft in Europa führt“

Ofner hat eine große Hoffnung: „Dass die Krisen zu mehr Vernunft auf europäischer Ebene führen. Hier ist vieles schon lange in die falsche Richtung gelaufen.“

Sorgen bereitet ihm auch der Standortwettbewerb. Hier verliere man wegen der hohen Steuerquote und bürokratische Hemmungen für Spitzenkräfte an Attraktivität. Aber: „Unser Wohlstand hängt langfristig von unserer Wettbewerbsfähigkeit ab.“