Zwar bestreitet Russland offiziell, einen Angriff auf die Ukraine zu planen, doch Videoaufnahmen von russischen Militärverlegungen sprechen eine andere Sprache. Sie belegen: Um einen Nato-Beitritt der Ukraine zu verhindern, ist Putin zu allem bereit. Militärexperten halten einen Krieg mittlerweile für sehr wahrscheinlich.

Seit dem Wochenende verlegt der Kreml seine Truppen nach Weißrussland, nördlich der Ukraine. Offiziell wollen die beiden Staatschefs Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin das gemeinsame Manöver bis zum 20. Februar abgeschlossen haben. In Wahrheit haben sie anderes vor, vermuten Experten: Putin will die Ukraine unter Druck setzen und das ukrainische Militär im Falle  Angriffs maximal überfordern.

“Je mehr Russland die Ukraine zwingen kann, ihre Truppen entlang einer immer längeren möglichen Front auszudehnen, desto geringer wird der Widerstand an einem Ort, sollte sich Putin entscheiden, loszuschlagen“, sagt Militärexperte Gustav Gressel vom “European Council on Foreign Relations” in Berlin zur Bild-Zeitung. Russland werde im Fall einer Invasion „nicht auf ganzer Front vorrücken, sondern Panzer-Keile in die Ukraine schlagen. Wenn die ukrainischen Truppen ihren angegriffenen Einheiten zur Verstärkung eilen wollen, wird Russlands Luftwaffe aktiv. Darum ist eine längere Front für den Kreml von Vorteil.“

Von der Region rund um Gomel, der zweitgrößten Stadt Weißrusslands könnte Russland in Richtung Kiew vorstoßen, vermutet der österreichiscihe Militärexperte. Neueste Aufnahmen geben ihm Recht. Dem offiziellen Manöver-Plan zufolge sollten in Gomel überhaupt keine Militärmanöver stattfinden. Doch genau hier entlädt Putin sein Militär von den Zügen, um es in Richtung Ukraine aufmarschieren zu lassen, wie Videoaufnahmen beweisen.

Vom weiter im Westen gelegenen Brest aus könnten russische Einheiten nach Süden vorstoßen, “um Kiew von der polnischen Grenze  und möglichem Nachschub abzuschneiden”, sagt Gressel zur “Bild”.

Die Prognose des Militärexperten lässt Böses erahnen: “Ein Angriff ist noch nicht in Stein gemeißelt, aber in Washington und London erwartet man ihn mit immer größerer Sicherheit.” Ein russischer Durchbruch bis in die Städte der Ukraine sei “leider aktuell ein wahrscheinliches Szenario”.