Es waren emotionale Momente für Olha Charlan bei der Fecht-Weltmeisterschaft im Juli in Mailand. Zunächst verweigerte die Ukrainerin ihrer russischen Gegnerin Anna Smirnowa, die unter neutraler Flagge antreten durfte den Handschlag. Die vierfache Säbel-Weltmeisterin bezwang Smirnova klar mit 15:7.

Drei Wochen nach dem Eklat äußerte sich die Fechterin zu den Beweggründen. “Ich habe am Tag vor dem Kampf mit meiner Familie telefoniert. Sie waren im Schutzkeller und ich sollte am nächsten Tag gegen eine Russin fechten. Wie soll ich ihr die Hand geben?,” meinte Charlan gegenüber der ARD.

Zudem betonte die Ukrainerin, dass man sie nicht zu einem Handschlag zwingen könne. “Ich will das nicht,” stellte sie klar. Ihre Heimatstadt Mykolajiw ist immer wieder Ziel von russischen Angriffen. Charlan wurde nach dem verweigerten Handschlag anschließend disqualifiziert. Doch die Disqualifikation wurde vom Fecht-Weltverband FIE wenig später aufgehoben. So konnte die Fechterin am Mannschaftsbewerb teilnehmen.

Zusätzlicher Quotenplatz bei den Olympischen Spielen

Nach der Disqualifikation wandte sich Charlan mit einer emotionalen Botschaft via Instagram an ihre Follower: “Wir haben jetzt gesehen, dass das Land, das unseren Staat, unser Volk, unsere Familien terrorisiert, auch unseren Sport terrorisiert. Deshalb musste das, was heute geschehen ist, geschehen,” meinte Olga Charlan damals. Sie wollte “dieser Athletin nicht die Hand schütteln, habe mich von meinem Herzen leiten lassen” stellte die Olympiasiegerin klar. “Als ich erfuhr, dass ich disqualifiziert werden sollte, war ich am Boden zerstört,” fügte Charlan hinzu.

Die umstrittene Handschlag-Regel wurde ebenfalls aufgehoben. In der Ukraine hat die Disqualifikation der Fechtern jedenfalls für Empörung gesorgt. IOC-Präsident Thomas Bach meldete sich ebenfalls zu Wort und versprach Charlan einen Olympia-Platz bei den Olympischen Spielen in Paris 2024. “Angesichts deiner besonderen Situation wird dir das Internationale Olympische Komitee einen zusätzlichen Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zuweisen, falls du dich in der Zwischenzeit nicht qualifizieren kannst,” schrieb Bach in einem Brief an die ukrainische Fechterin.