Jetzt gesteht Jan Ullrich alles. Der ehemalige Radstar räumt nun offiziell ein, dass er Dopingmittel zu sich genommen hat. Ullrich packte bei der Vorstellung der Amazon-Doku in München aus: “”Ich habe gedopt, das ist in der Doku schon klar geworden”, sagte der Ex-Radprofi und ergänzte: “Ich habe mich schuldig gemacht, ich fühle mich auch schuldig.”

In der Vergangenheit hat es dies stets verneint. “Ich habe niemanden betrogen”, lautete in der Vergangenheit die Antwort. In der Doku will der tief gefallene Ex-Radprofi, der auch privat einige Turbulenzen erlebt hat, damit aufräumen. “Ich kann dazu sagen, aus reinem Herzen, ich wollte wirklich niemanden betrügen. Ich wollte mir keinen Vorsprung verschaffen. Das war damals eine andere Zeit. Damals hat der Radsport schon ein System gehabt, wo ich auch reingekommen bin. Für mich war das damals eine Art Chancengleichheit”, erläuterte Ullrich in einer Podiumsdiskussion.

Das Duplizieren

Viele Weggefährten waren am Mittwoch nach München zur Vorstellung gekommen, darunter auch sein Ex-Teamchef Olaf Ludwig, sein Sportlicher Leiter Rudy Pevenage, Ex-Kollegen wie Ivan Basso, Jens Heppner oder Danilo Hondo und sein Jugendtrainer Peter Sager. Selbst die Mutter seines 2004 gestorbenen Rivalen Marco Pantani, dem sich Ullrich 1998 im Kampf um den Tour-Sieg beugen musste, war anwesend.

Ullrich hatte 1997 als bisher einziger Deutscher die Frankreich-Rundfahrt gewonnen und im Nachbarland einen beispiellosen Radsport-Boom ausgelöst. Als “Boris Becker des Radsports” wurde er gefeiert, Sponsoren und Veranstalter standen bei ihm Schlange. Neben seinem Gesamtsieg 1997 fuhr Ullrich fünfmal bei der Tour auf den zweiten Platz. Er wurde Weltmeister und Olympiasieger.

Schon in den vergangenen Tagen hatte Ullrich in Interviews über jahrelanges Doping in seinem Team Telekom gesprochen. “Ohne nachzuhelfen, so war damals die weitverbreitete Wahrnehmung, wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei gehen”, sagte Ullrich dem Magazin “Stern”. Im Telekom-Team habe er “ziemlich schnell gelernt, dass Doping weitverbreitet war”.