Der UNSicherheitsrat hat die Zypern-Pläne des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verurteilt. In einer am Freitag einstimmig verabschiedeten Erklärung brachte das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen sein “tiefes Bedauern” über das Vorgehen Erdogans zum Ausdruck. Dieser hatte am Dienstag bei einem Besuch im türkisch besetzten Nordteil Zyperns die Pläne zur Öffnung der Geisterstadt Varosha vorangetrieben und eine fortgesetzte Teilung der Insel befürwortet.

Zypern: "illegal und inakzeptabel"

Die Ankündigung türkisch-zypriotischer Behörden für eine teilweise Wiedereröffnung der verlassenen und in der Militärzone gelegenen Stadt stieß bereits zuvor auf scharfe Kritik. Der zypriotische Präsident Nikos Anastasiades bezeichnete das Vorgehen in Varosha am Mittwoch als “illegal und inakzeptabel”. Außenminister Nikos Christodoulides sagte: “Da ist ein klarer Bruch der UN-Resolutionen und wird einen Neustart der Gespräche erschweren.”

Die griechischen Zyprioten repräsentieren Zypern insgesamt nach außen. Sie fürchten, dass türkische Zyprioten mit Hilfe der Türkei eine Abtrennung vorantreiben wollen. Eigentlich waren neue Gespräche geplant, um das Verhältnis zu verbessern.

Erdogan sprach von "neuer Ära" für Varosha

Die Militärzone, die den griechischen und den türkischen Teil im Norden der Insel trennt, darf nicht betreten werden. Laut UN-Resolution soll Varosha unter Verwaltung der Vereinten Nationen gestellt werden, den früheren Bewohnern soll die Rückkehr erlaubt werden. Nordzyperns Präsident Ersin Tatar hatte am Dienstag angekündigt, den Status von Varosha als militärisches Sperrgebiet aufzuheben und weitere Flächen dieses Teils der Stadt Famagusta zugänglich zu machen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einer “neuen Ära” für die frühere Touristenhochburg Varosha.

Das griechische Außenministerium verurteilte das Vorgehen “auf das Schärfste”. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) bezeichnete die geplante weitere Öffnung Varoshas als “absolut inakzeptabel”: “Wir fordern die Türkei auf, diese Provokationen und einseitigen Aktionen unverzüglich einzustellen und das Völkerrecht zu respektieren”, schrieb Schallenberg auf Twitter. Österreich unterstütze seinen EU-Partner Zypern “bei der Suche nach einer umfassenden Regelung im Einklang mit den UN-Resolutionen des Sicherheitsrats.”

USA: "Unvereinbar mit früheren Verpflichtungen"

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell nannte die Entscheidung “inakzeptabel” und einseitig. Das türkische Außenministerium erklärte am Dienstag dazu, Borells Äußerung sei ein weiterer Beweis dafür, wie abgekoppelt die EU von den Realitäten in Zypern sei.

Scharfe Kritik äußerten am Mittwoch auch die USA. “Die Vereinigten Staaten betrachten das Vorgehen der türkischen Zyprioten in Varosha mit Unterstützung der Türkei als provokativ, inakzeptabel und unvereinbar mit ihren früheren Verpflichtungen, sich konstruktiv an Gesprächen zur Beilegung des Konflikts zu beteiligen”, hieß es in einer Mitteilung von US-Außenminister Antony Blinken. (APA/Red)