Immer weniger Österreicher lassen sich die Auffrischungsimpfung gegen Corona verabreichen – und das, obwohl das Gesundheitsministerium mehr als genug Impfdosen auf Lager hat. Wie der eXXpress nun erfahren hat, hortet Minister Johannes Rauch (Grüne) noch mindestens 14 Millionen Corona-Vakzine.

Lagernde Dosen reichen noch bis 2026

Dem nicht genug: “Für die kommenden zwei Jahre sind insgesamt noch bis zu 17 Millionen Impfdosen avisiert”, heißt es aus dem Ministerium auf die eXXpress-Anfrage. Verimpft wurden seit Beginn der Pandemie bisher 19,7 Millionen Dosen.

Besonders unrealistisch scheint das Ziel, die Dosen auch nur annähernd rechtzeitig vor Ablauf der Haltbarkeit an die Bevölkerung zu verimpfen. Momentan lassen sich durchschnittlich 8000 Menschen pro Tag “auffrischen” – bei dieser Anzahl an Impflingen würde es 1750 Tage – also 4,8 Jahre – dauern, bis die vorrätigen Dosen aufgebraucht sind …

Wenn die 17 Millionen bestellten Dosen noch dazugerechnet werden, dauert es sogar 3875 Tage, also mehr als zehn Jahre, bis das Kontingent verbraucht ist. Neben der niedrigen Impfbereitschaft besteht noch ein weiteres Problem: Die Dosen sind höchstens ein Jahr haltbar.

Österreich hat Bestellmanagement an EU abgegeben

Für die Sprecherin des Ministers liegt die Verantwortung hier klar bei der EU. “Die Beschaffung erfolgte gemeinsam auf europäischer Ebene.

Der Impfstoff wurde daher im Sinne eines Risikoportfolios angeschafft.” Diese Sicherheitsrechnung sei allerdings –wegen der aktuellen Omikron-Variante– nicht eingetreten. Für das Gesundheitsministerium ist die Pandemie jedoch nach wie vor nicht vom Tisch:  “Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es zu neuen Varianten kommen wird oder die Pandemie einen Verlauf nimmt, bei dem wieder rasch breite Impfungen eines Großteils der Bevölkerung notwendig werden. Auch musste um Ausfallssicherheit zu gewährleisten auf verschiedene Impfstoffe gesetzt werden, da einerseits nicht klar war, welche Impfstoffe bis wann eine Zulassung erhalten würden und es zweitens auch nicht gesichert ist, dass alle Impfstoffe gleich gute Effektivitätsdaten gegen neue Varianten haben.”

Rauch will jedoch zumindest auf EU-Ebene mit den Pharmakonzernen wie Pfizer über die Lieferungen diskutieren, sagte eine Sprecherin: “Gesundheitsminister Rauch möchte bestehende Corona-Impfstoffverträge auf europäischer Ebene nachverhandeln. Bei den Treffen der EU-Gesundheitsminister setzt er sich aktuell dafür ein, mit den Herstellern mehr Flexibilität zu verhandeln. Denn derzeit haben europaweit alle dieselbe Situation und zu viel Impfstoff. Bisherige Gespräche dazu sind bereits konstruktiv verlaufen.”

Trotzdem müsse an dem gemeinsamen EU-Bestellsystem festgehalten werden. “Dadurch haben wir auch als kleines Land eine Chance Impfstoffe zu guten Konditionen zu erhalten. Die Etablierung eines europäischen Systems um Corona hat sich bewährt”.

Einkaufspreis für Vakzine wird nicht verraten – obwohl es Steuergeld ist

Offen bleibt nach wie vor – der eXXpress fragte bereits mehrere Male nach – wieviel der Steuerzahler pro Impfdosis bezahlen muss. Schätzungen zufolge soll der Preis zwischen 8 und 15 Euro pro Dosis liegen. Bei 8 Euro pro Stück liegt aktuell Impfstoff im Wert von 112 Millionen Euro in den österreichischen Lagern.

Auch, wieviel Impfstoff bereits entsorgt werden musste, ist nicht klar. Nicht verwendete und nicht gespendete Vakzine (wir spendeten bereits 6 Millionen Dosen) werden nach dem Verfallsdatum “regelkonform von Entsorgungsfirmen übernommen und entsorgt”. Zuvor wird der Impfstoff jedoch noch über das Ablaufdatum hinaus aufbewahrt, denn: die Impfstoff-Hersteller verlängern die Haltbarkeit “nach aktueller Datenlage” immer wieder nach hinten.