„Wir haben kein Geld mehr – und fast keine Zeit mehr”, fordert jetzt Shalanda Young, die Direktorin des US-Haushaltsamtes, in einem Brief an die Führung in beiden Kongresskammern die Freigabe neuer US-Hilfen für die Ukraine. Diese Zahlungen werden aber weiterhin von einem innenpolitischen Streit zwischen Demokraten und Republikanern im US-Parlament blockiert – immer mehr Republikaner melden Zweifel an der Unterstützung für die Ukraine an oder lehnen diese völlig ab. Ein jüngst verabschiedeter Übergangshaushalt enthält erneut keine neuen Mittel für die Ukraine.

Die Lage ist für die Ukraine dramatisch – so schreibt Shalanda Young: “Wenn das Parlament nicht handelt, wird die Regierung am Jahresende keinerlei Mittel mehr haben, um weitere Waffen und Ausrüstung für die Ukraine zu beschaffen oder Ausrüstung aus eigenen Militärbeständen an Kiew zu liefern. Wenn die ukrainische Wirtschaft zusammenbricht, werden sie nicht mehr in der Lage sein, weiterzukämpfen, Punkt.“

Die US-Regierung fällt als Zahler für die Ukraine vermutlich aus - muss jetzt die EU einspringen?

Video-Call von Selenskyj, 61 russische Angriffe an einem Tag

Alarmiert von den Entwicklungen in Washington möchte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (45) angesichts des möglichen Ausfalls der wichtigen US-Militärhilfen zum Jahresende am heutigen Dienstag per Video-Call beim US-Senat um weitere Unterstützung bitten. Selenskyj wolle die Dringlichkeit weiterer US-Hilfen für sein Land deutlich machen und werde in eine nicht öffentliche Sitzung der Senatorinnen und Senatoren zugeschaltet.

Zeitgleich stehen auch die ukrainischen Streitkräfte massiv unter Druck: Es belasten ständig heftige Angriffe von russischer Infanterie, Artillerie und Luftwaffe die Verteidigungsstellungen. Der Generalstab in Kiew sprach laut in seinem Abendbericht von 61 Infanterieangriffen des Feindes allein am Montag. Entlang der Front seien Dutzende Ortschaften von russischer Artillerie oder von Kampfjets beschossen worden.

Von eigenen Offensivaktionen der Ukrainer ist keine Rede mehr in dem Bericht. In den späten Abendstunden am Montag griffen auch russische Kampfdrohnen Ziele im ostukrainischen Gebiet Charkiw an. Dabei habe es Treffer gegeben, teilte die Gebietsverwaltung mit.

Dringende Bitte, die Zahlungen nicht einzustellen: Wolodymyr Selenskyj will mit den US-Senatoren sprechen.