Senator Lindsey Graham flog am Freitag gemeinsam mit einer US-Delegation in die Ukraine und traf sich mit Präsident Wolodymyr Selenskyj. Anschließend forderte er die Regierung Biden auf, die Unterstützung für Kiew zu verstärken. Selenskyi forderte während der Begegnung neuerlich Langstreckenwaffen und Luftabwehrsysteme. Auch über die Bekämpfung der „kriminellen Aktivitäten der Wagner-Gruppe in der Ukraine und darüber hinaus“ soll gesprochen worden sein.

Lindsey Graham gab anschließend eine Pressekonferenz bei einer Freiluftausstellung von zerstörten russischen Militärfahrzeugen in Kiew.APA/AFP/Sergei SUPINSKY

Graham spricht von parteiübergreifender Unterstützung

Selenskyj bedankte sich anschließend via Telegram und Instagram bei Lindsey Graham „für seine unnachgiebige Haltung und seinen Beitrag zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine“, sowie „der gesamten amerikanischen Gesellschaft, Präsident Biden und dem US-Kongress für ihre starke parteiübergreifende Unterstützung der Ukraine.“

Graham hatte selbst hatte im Gespräch zunächst auf die parteiübergreifende Unterstützung der USA hingewiesen, die allerdings den Umfragen zufolge auf beiden Seiten des politischen Spektrums mittlerweile schwindet, also auch bei den Demokraten.

Graham trifft gemeinsam mit einer Delegation Selenskyj in Kiew.APA/AFP/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE

Einige Twitter-User in den USA vor den Kopf gestoßen

Reuters und das Presseservice des ukrainischen Präsidenten waren beim Treffen dabei. Ein Video davon, das Selenskyj teilte, und das ebenso durch die Medien wanderte, sorgte anschließend auch unter Amerikanern für erhebliche Irritation in den sozialen Medien – teilweise sogar für Empörung. Von „ekelhaft“ bis „widerlich“ reichten einige Reaktionen.

Man sieht die beiden Politiker am 26. Mai im Umkreis hochrangiger Beamter. Zunächst waren die Aufnahmen von Andrij Jermak, dem Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, veröffentlicht worden, unterlegt mit dramatischer Klaviermusik. Darin ist Graham mit den Worten zu hören: „Die Russen sterben“, und dann: „Das ist das beste Geld, das wir je ausgegeben haben.“

„Schrecklich grobe Worte eines US-Senators“

„Das ist ekelhaft!!!“, meint ein Twitter-User. „Nur Gott weiß, was bei diesen Kriegstreibern hinter den Kulissen vor sich geht.“ Ein anderer kommentiert: „Stellen Sie sich vor, wie die Vereinigten Staaten reagieren würden, wenn Russland dies über amerikanische Bürger sagen würde!“  Ein weiterer meint nur: „Schrecklich grobe Worte eines Senators.“

Von einigen Ukraine-Unterstützern erntet der US-Senator auch Zustimmung. Ein Twitterer analysiert: „Er hat nicht unrecht. Russland hat gezeigt, dass es immer noch ein Feind ist, und der Krieg in der Ukraine hat eine perfekte Gelegenheit geboten, die militärischen Fähigkeiten dieses Feindes zu beseitigen, ohne dass es etwas kostet. Aus diesem Grund wird die US-Militärhilfe auf unbestimmte Zeit weiter fließen.“ Allerdings bezweifeln einige, dass das hilfreich ist. „Derselbe Deal, den sie mit den Mudschaheddin und Bin Laden gegen die Russen gemacht haben, das hat gut funktioniert“, schreibt einer. Ein anderer: „Ich warte darauf, dass dieser schlechte Film zu Ende geht.“

Lindsay befürwortet auch Ermordung Putins

Allzu überraschend sind die Aussagen des US-Politikers allerdings nicht. Lindsay Graham gilt als neokonservativer Hinterbliebener aus der Bush-Ära. Er hat die Ukraine seit Beginn der Invasion mindestens dreimal besucht, zur Ermordung von Wladimir Putin aufgerufen, von den USA verlangt, russische Flugzeuge direkt anzugreifen, und er hat sogar gefordert, dass die USA Truppen in Taiwan stationieren, um die Chinesen zu bekämpfen.