Washington bereitet einen beispiellosen Schritt vor: Die eingefrorenen Gelder der russischen Zentralbank sollen beschlagnahmt werden. Beim nächsten Treffen der G7-Staatschefs könnte das Thema auf der Tagesordnung stehen. David Cameron, der neue britische Außenminister, ist zuversichtlich: Sollten andere G7-Verbündete nicht überzeugt werden, würden das Vereinigte Königreich und USA zusammenarbeiten und „einen legalen Weg“ für das Vorhaben finden.

Neues Kapitel im Finanzkrieg des Westens gegen Moskau

G7-Beamte intensiveren zurzeit Gespräche über die Nutzung eines Teils der rund 300 Milliarden US-Dollar an eingefrorenem russischen Staatsvermögen, berichtet die Financial Times. Die Maßnahme würde ein neues Kapitel im Finanzkrieg des Westens gegen Moskau markieren.

In einer Zeit, in der weder die USA noch die EU in der Lage sind, die Ukraine finanziell zu unterstützen, sucht Washington fieberhaft nach neuen Finanzquellen. Der wachsende Widerstands gegen weitere Zahlungen in den USA und in der EU drohen die Ukraine in eine wirtschaftliche Schieflage zu bringen. Eine Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte soll das Problem lösen. Bisher konnten sich G7-Regierungen zu diesem Schritt nicht durchringen. Sie sorgten sich, dass Investoren aus Dollar- und Euro-Anlagen fliehen könnten.

Der Ukraine läuft die Zeit davon

Kiew bleiben nur noch wenige Monate, warnte kürzlich Kristalina Georgiewa, die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), in der Financial Times. Ohne zusätzliche Hilfe drohten drastische wirtschaftliche Anpassungen.

Washington erhöht das Tempo: Man sei zuversichtlich, dass es einen Weg zur Beschlagnahmung der Vermögenswerte „im Einklang mit dem Völkerrecht“ gibt, berichten anonyme US-Beamte. Eine weitere Hoffnung: Der Schritt werde den Kreml „dazu bewegen, seine Aggression zu beenden“.