Die USA und die Philippinen wollen Peking in die Schranken weisen, indem sie Stärke demonstrieren: Zwei Wochen lang werden Streitkräfte beider Staaten gemeinsam trainieren. Offiziell wollen sie damit ihre Fähigkeiten im Kampf gegen Terror und Naturkatastrophen ausbauen. Dass es ihnen in Wahrheit um etwas anderes geht, weiß aber jeder.

China schüchtert Nachbarländer ein

China erhebt weitreichende Ansprüche auf Inseln und Meeresgebiete westlich der Philippinen. Das Gebiet liegt innerhalb der sogenannten ausschliesslichen Wirtschaftszone der Philippinen. Gemäß internationalem Seerecht darf ausschließlich Manila die ökonomische Nutzung in dieser 200-Meilen-Zone beanspruchen. Doch im März sammelten sich dort viele chinesische Schiffe, angeblich 200. Washington und Manila sprechen von “Militia Vessels” – mutmasslich bewaffnete Fischerboote – die als schlagkräftige Marine-Milizen die Schiffe der Nachbarländer einschüchtern sollen.

Solche Konfrontationen sind keine Seltenheit mehr. Immer wieder schürt China mit Provokationen Ängste auf den Philippinen. Womöglich leiteten sie auch ein Umdenken beim philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte ein. Eine Zeitlang erreichten die Beziehungen zwischen Washington und Manila unter ihm nämlich einen Tiefpunkt.

Beziehungen mit Philippinen kürzlich noch auf Tiefpunkt

Duterte war wütend über die Kritik der USA an seinem sogenannten Anti-Drogen-Krieg gewesen. Und so umschmeichelte er trotz aller Streitigkeiten plötzlich Peking und distanzierte sich von Washington. Er schreckte nicht einmal davor zurück, ein Abkommen zu kündigen, das die Präsenz amerikanischer Truppen auf dem Inselstaat regelt. Der Pakt ist noch nicht ausgelaufen. Duterte taktierte und machte mehr Geld aus Washington zur Bedingung, um das Abkommen wieder aufleben zulassen. Dabei galten die USA bis dahin als engster Verbündeter der Philippinen.

Doch nun dürfte er einlenken, vor allem nach dem jüngsten Militärmanöver Chinas. Den Analysten Samir Puri und Greg Austin vom International Institute for Security Studies zufolge war der  Vorfall “beispiellos in seinem Ausmass”. Die chinesischen Boote liegen dort schon seit mehreren Wochen, inzwischen sind viele offenbar abgezogen, doch das philippinische Militär bezifferte die Zahl am 12. April immerhin noch auf 28 Boote. Puri und Austin sehen darin eine “starke Demonstration für die Bereitschaft Chinas, Risiken in den umstrittenen Gebieten einzugehen”. Offenbar scheut Peking grosse Provokationen nicht, um auszuloten, wie viel Widerstand sich gegen solche fragwürdigen Seemanöver aufbaut. Der Konflikt zwischen Peking und Manila wird auch von jenen Staaten genau verfolgt, die in ähnlich gelagerte Streitigkeiten mit China verwickelt sind, etwa Malaysia, Brunei und Vietnam.

Vorreiterrolle der Philippinen gegenüber Peking

Den Philippinen kommt in diesen Konflikten eine Art Vorreiterrolle zu, weil sie die bisher einzige Nation sind, die es wagte, wegen der rivalisierenden Ansprüche die internationale Justiz anzurufen. Als der frühere Staatschef Benigno Aquino beschloss, die Streitigkeiten auf dem Meer vor ein internationales Schiedsgericht zu bringen, reagierte Peking extrem verärgert. 2016 kam das Gericht zu dem Schluss, dass es für Chinas Ansprüche, die Peking historisch begründet, keine rechtliche Grundlage gebe. China aber sieht sich an den Schiedsspruch nicht gebunden und pocht auf seine «Nine-Dash-Line», eine gestrichelte Linie auf der Karte von Südostasien, mit der es fast 90 Prozent des Südchinesischen Meeres für sich reklamiert.