Diesmal verkniff sich der Bundespräsident Kritik an den Parteien: kein Wort zur Debatte rund um „Normalität“, kein Wort zu Sprüchen der Opposition. Stattdessen rief Alexander van der Bellen dazu auf, die eigenen Blasen auf Twitter und Co. zu verlassen: „Bringen Sie Ihre Blase zum Platzen!“, erklärte der Bundespräsident.

Dabei wollte er auch selbst den Anfang machen: Vor allen Zuschauern zückte er sein Handy um auf Instagram dem Account seines einstigen Rivalen bei der erste Bundespräsidenten-Wahl, Norbert Hofer von der FPÖ, zu folgen.

Van der Bellen sprach diesmal nicht über „Normalität“ und andere Themen der Tagespolitik.APA/LAND SALZBURG/FRANZ NEUMAYR

Überdies rief Alexander van der Bellen zu „begründetem Optimismus“ auf, trotz all der Krisen, die zurzeit viele Menschen belasten.

Es brauche mehr Toleranz

Vieles bereite den Menschen zurzeit Sorgen, meinte der Bundespräsident. Er erwähnte die alltäglichen Sorgen um das teuer werdende Leben, die Fairness zwischen Alt und Jung und zwischen den Geschlechtern, die Furcht vor Migration, Krieg und über die Zukunft der Menschheit angesichts des „Klimanotstands“. Van der Bellen machte sich für einen „begründeten Optimismus“ stark, der sich „an konkreten Fakten, an ganz konkreten Menschen, die machen, etwas ändern und nicht nur reden“, orientiert.

Konkrete Menschen und Fakten geben Grund zu Optimismus, meint der Bundespräsident.APA/LAND SALZBURG/FRANZ NEUMAYR

Ein Grund zur Freude sei auch, dass wir „frei sind“ und „in einer Demokratie leben“. Nun gelte es die Demokratie zu schützen, und dafür brauche es Toleranz. Doch an der fehle es zurzeit.

Die Algorithmen in den sozialen Medien ändern

„Zu oft vermissen wir den respektvollen Umgang“, meinte der Bundespräsident. „Wir diskutieren kaum mehr miteinander, oft bestätigen wir uns nur in der eigenen Meinung, und wenn jemand anderer Meinung ist, hören wir ihn oder sie kaum noch, weil er oder sie zu weit weg ist, nämlich auf der anderen Seite des Grabens, der durch unsere Gesellschaft führt, schalldicht eingepackt und behütet in der Blase, in den sozialen Medien.“

Dann fragte der Bundespräsident: „Ist es sinnvoll, dass die Algorithmen uns nur Meinungen zuspielen, die uns in unseren Meinungen bestätigen oder anstacheln?“

Van der Bellen appellierte daran, „Algorithmen zu ändern“ und auch jenen Menschen zu folgen, deren Meinungen man nicht teile.

Konstruktiv streiten

Dann zückte der Präsident sein Smartphone und erklärte: „Ich werde heute dem Instagram-Account von Norbert Hofer ‚followern‘.“ Ebenso könnten doch andere dem Account von Greta Thunberg folgen. Dann an die Zuschauer gewandt: „Bringen Sie Ihre Blase zum Platzen!“

Man könne sich auch zu Stammtischen gesellen oder sich mit dem eigenen Nachbarn austauschen. „Reden Sie miteinander! Hören Sie einander zu!“ Das Ziel: „Vielleicht schaffen wir es dadurch wieder ein gemeinsames Bild von Wirklichkeit zu schaffen. Lassen Sie uns die Algorithmen verwirren und nicht umgekehrt.“ Und: „Man muss jemanden nicht mögen, um ihn zu ‚liken‘.“

Man solle konstruktiv streiten. „Ich freue mich auf den Tag, an dem wir wieder über die beste Lösung streiten.“ Österreich werde das schaffen: „Ich weiß, was wir miteinander alles erreichen können.“