Die seit Jahren anhaltende Debatte um Rassismus und Polizeigewalt ist in den USA erneut entbrannt, nachdem in einem Wohnviertel von Chicago der Schwarze Dexter Reed bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde. Allerdings soll zunächst der 26-jährige Autofahrer einen Schuss abgegeben haben, nachdem ihn fünf Beamte in Zivil kontrolliert hatten. Die Polizisten hatten ihn gestoppt, weil er ohne angelegten Sicherheitsgurt unterwegs war.

Der Vorfall ereignete sich bereits am 21. März, aber die Behörde für polizeiliche Rechenschaftspflicht in Chicago (COPA) veröffentlichte die Bodycam-Aufnahmen der beteiligten Beamten erst jetzt. Ersten Erkenntnissen zufolge feuerte Dexter Reed zuerst selbst einen Schuss ab und traf einen Polizisten am Unterarm, nachdem ihn fünf Beamte angehalten hatten. Auf den von der Polizeiaufsichtsbehörde veröffentlichten Videoaufnahmen ist zu sehen, wie sie sich mit gezückten Waffen auf Reeds Auto zubewegen. Zunächst fordern sie ihn auf, sein Fenster herunterzukurbeln und dann, die Tür zu öffnen.

Polizisten wurden zunächst für 30 Tage suspendiert

Die Bilder zeigen, wie Reed den Anweisungen offenbar nicht sofort folgt, ein Schuss ist zu hören und die Situation eskaliert innerhalb kürzester Zeit. Wie COPA mitteilte, feuerten die Beamten über 41 Sekunden hinweg 96 Mal auf den Mann, auch dann noch, als er die Autotür öffnete und zu Boden fiel. Reed wurde in ein Krankenhaus gebracht und dort für tot erklärt. Auf seinem Beifahrersitz sei später eine Waffe entdeckt worden.

Die beteiligten Beamten wurden zunächst für 30 Tage beurlaubt, die Ermittlungen dauern noch an.

Chicagos Bürgermeister Brandon Johnson versprach eine umfassende und transparente Untersuchung. “Versuche, Informationen zurückzuhalten oder zu verzögern, sind Fehler der Vergangenheit”, sagte er auf einer Pressekonferenz. Er sei “persönlich erschüttert, dass wieder ein junger schwarzer Mann sein Leben bei einem Zusammenstoß mit der Polizei verloren hat.”