Die strategisch bedeutende ukrainische Stadt Sjewjerodonezk im Donbass ist bereits zu 80 Prozent in russischer Hand, die Bataillonskräfte des russischen Armee versuchen auch in einer großen Zangenbewegung zurückgehende ukrainische Einheiten einzukesseln – deren Fluchtkorridor sei nur noch 20 Kilometer breit, berichtet aktuell Oberst Markus Reisner.

Die aktuelle militärische Lage im Osten der Ukraine.

Ukrainer sprengen bereits Brücken im Hinterland der Front

Der Verlust der 100.000-Einwohner-Stadt Sjewjerodonezk sei aber derzeit nicht das größte Problem der ukrainischen Regierung in Kiew, erklärt der Militärexperte des Bundesheeres: “Ukrainische Einheiten müssen befürchten, durch weitere russische Vorstöße von der eigenen Versorgung abgeschnitten zu werden. Beginnen dadurch Absetzbewegungen, dann hat die Ukraine ein Problem der Panik.”

Unkontrolliert Richtung Westen flutende ukrainische Armee-Einheiten könnten nur mit größter Anstrengung wieder gestoppt und zum weiteren Kampf verpflichtet werden. Ein weiteres Zeic hen dafür, dass selbst im ukrainischen Verteidigungsministerium mit dieser Entwicklung gerechnet wird: Die Ukrainer sprengen in dieser Region bereits zahlreiche Brücken auf bedeutenden Verkehrsadern – das soll einen Blitz-Durchmarsch der vielleicht schon bald durchgebrochenen russischen Panzerspitzen bis an den Fluss Dnepr verhindern.

Analysiert ohne politische Färbung ausgezeichnet die Lage in der Ukraine: Oberst Markus Reisner

Waffenlieferungen für Ukraine könnten zu spät kommen

Bricht die Front der Ukrainer im Donbass schon jetzt in den nächsten Tagen zusammen, also noch bevor ausreichend schwere Waffen aus westlichen Nationen in die Ukraine geliefert worden sind, dann werden im Sommer kaum Offensiven oder Gegenoffensiven im Osten der Ukraine stattfinden können: Die ukrainische Armee muss sich wieder aufrüsten und ihre Verluste ausgleichen, ebenso braucht die russische Seite dann Monate, um eine für weitere Operationen nötige Kampfstärke wieder zu erreichen.

Russische Panzerspitzen - der Kreml lässt aktuell noch weitere Panzerreserven an die Front bringen.
Im Video: ukrainische Soldaten, die nicht mehr als "Kanonenfutter" sterben wollen.